Theatertipps: Theater Trier

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LA PÉRICHOLE

23.11.2019 |Trier ist nicht nur eine schöne Stadt, obwohl etwas abgelegen, sondern hat auch ein schönes neues Theater, auch etwas abgelegen vom Zentrum. Eine Theaterreise lohnt sich auf jeden Fall, besonders wenn eine so gelungene Aufführung auf dem Spielplan steht.

Jacques Offenbach hat seine Operette 'La Périchole' 1886 im Théatre des Varietés erstmals aufgeführt. Kein geringerer als Prosper Merimée gab die Vorlage für Offenbachs Liberettisten Meilharc |Halévy, die die Geschichte von der armen Sängerin wirkungsvoll für die Operettenbühne umsetzten.

Das Theater Trier entwickelte eine interessante Textfassung auf Grundlage von Thomas Schulte-Michels und in der deutschen Übersetzung von Bernd Wilms. Der Besucher in Trier merkte erst langsam, daß sowohl beim Gesang als auch bei den Dialogen die gewählten Sprachen zwischen französisch, dann gab es Untertitel, und deutsch wechselten. Das machte einen besonderen Reiz der Aufführung aus.

Unter der musikalischen Leitung von Wouter Padberg spielte das Philharmonische Orchester der Stadt Trier sicher und mit der gewünschten Leichtigkeit der Offenbach-Partitur klangvoll auf. Der Opernchor des Theaters unter Leitung von Martin Folz folgte mit sicherem Gesang, ohne zu kräftig aufzutrumpfen. Jede Chor-Sänger war engagiert bei der Sache, denn die vorbildliche Regie und Choreographie machte aus jedem Einzelnen einen Solisten.

Regisseur Andreas Rosar stand ein phantastisches Team zur Seite. Damien Nazabal sorgte für eine choreographische Umsetzung der schwungvollen Szenen. Fabian Lüdicke entwickelte für die große Drehbühne ein sehr praktikables Raum-Konzept. Wie eine Spirale konnten sich die Aufbauten um einen runden Schleier mit Weltkarte drehen. Je nach der Situation versteckten oder überraschten die Handelnden die Szene oder konnten flix verschwinden.
Im letzten Akt beherrschte ein großer Käfig das Bild, vorher gab es ihn nur in klein mit Papagei, der dann als Gefängnis dient; zu Beginn war der Riesenkäfig eine Krinoline für das Hochzeitskleid.
In der Mitte der Spiralelemente wirkt im Hause des Vizekönigs ein Lotterbett mit Spiegel besonders praktisch. Eine große Plastikplane als Bodentuch, durch die man immer kriechen mußte, wird zu einem eindrucksvollen Baldachin; Plastik ist großer Bestandteil in der Ausstattung.

Die Kostüme von Carola Vollath machten aus der Bevölkerung von Lima eine bunte Gesellschaft. Der Herrscher des Landes ist der Vizekönig mit Anzug und Schärpe; wenn er sich verkleiden will setzt er sich eine Papageienmaske auf. Der Gefangene sieht mit langem grauen Bart so aus, wie man ihn sich nur vorstellen kann.
Den Straßensängern La Périchole und Piquillo sieht man ihre Armut an. Sie wohnen in Mülltonnen und wirken doch von Anfang an sympathisch.

Andreas Rosar versteht es vorbildlich alle Darsteller auf die skurrile Geschichte von La Périchole einzustellen. Der Vizekönig Don Andrès ist allein, vor allem an seinem Geburtstag. Verkleidet mischt er sich unter das Volk, das seine Mitarbeiter mittels Geld dazu auffordern, den Vizekönig zu loben und gute Stimmung zu vermitteln. Als La Périchole ein Ständchen singt, nimmt Don Andrès sie gleich als Gespielin mit zu sich; wegen des schnöden Mammons läßt sich die Sängerin darauf ein. Da der Vizekönig aber nur verheiratete Mätressen haben darf, sorgen seine Mitarbeiter dafür, daß diese verheiratet wird. Der Zufall und Alkohol will es, daß es La Péricholes Freund Piquillo wird. Ehe sich alles zum Guten wendet, landet Piquillo im Gefängnis, wo er einen Dauergast auffindet, der sich dort wohlfühlt.

Janja Vuletic spielt eine höchst reizende Straßensängerin, die aus lauter Not auf das Angebot vom Vizekönig eingeht; sie setzt ihren schönen Mezzosopran immer wohlklingend ein. Ihr zur Seite ist Blaise Rantoanina als schüchterner Freund Piquillo. Seine leichte Tenor-Stimme erreicht auch strahlend die notwendigen Höhen und gibt diesen Glanz.

Alle anderen Personen der Handlung sind auch musikalisch mit ansprechender Stimme präsent. Carl Rumstadt ist der Vizekönig mit präsenter Bariton-Stimme und pointiertem Spiel; nie wirkt diese Figur unsympathisch. Auch seine Mitarbeiter Fernando Gelaf und Karsten Schröter können ihren musikalischen Beitrag als Tenor und Bass vor allem in ihrem Duett bestens zum Geschehen beitragen.

Viele Figuren bereichern das rasante Geschehen. So z.B. ist Sotiria Giannoudi die erste der Cousinen, in deren Etablissement der Vizekönig feiert. Ihre Präsenz in Stimme und Spiel ist gleich zu Beginn ein großer Beitrag für die weitere Handlung; man freut sich immer wieder auf ihre Auftritten. Ihre weiteren Cousinen Ellie Yoon und Noriko Kaneko erweitern das charmant heitere Bild.

Es tauchen immer neue Figuren in der Handlung auf, so die Notare oder Trinker, die Derek Rue und Matthias Bein mit angenehm klingendem Tenor und Bariton starkes Profil in Stimme und Spiel geben.

Ein Höhepunkt für sich ist Dimetrio-Giovanni Rupp, der eine extrem gute Charakterstudie eines liebenswerten Gefangenen gibt. Da hat sich Offenbach mit seinen Librettisten etwas ausgezeichnetes einfallen lassen, um die herrlich komödiantischen Situationen mit einem Schauspieler zu ergänzen, der sein 12-jähriges Gefangenendasein reflektiert.

Das alles wird zu einem immer unterhaltsamen Spaß für die Mitwirkenden und Zuschauer gemacht. Wie sich das gehört, geht das alles gut aus. La Périchole bekommt ihren Piquillo und der Vizekönig arrangiert sich mit seinem Dasein. Den Premierenbesuchern gefiel es und sie bedankten sich mit kräftigen Applaus.


JENUFA

Am Herbert-von-Karajan-Platz gab es am 17.4.2016 die 35. Aufführung von Janáceks Meisterwerk in der Inszenierung von David Poutney. Ingo Metzmacher leitete das Orchester der Wiener Staatsoper. Einige Sänger hatten ihr Rollendebüt.
Robert Israel baute für die Bühne ein großes Holzgerüst, das im 1.Akt die Mühle mit Mahlwerk überwältigend erscheinen läßt. Für den 2.Akt verkleinern viele Säcke den Blick in die Tiefe -aber nicht in die Höhe-; sie bilden den tristen Raum, das Haus der Küsterin. Auf der Vorbühne agieren die Solisten; Chor und Statisterie dürfen die Ebenen des Gerüstes bevölkern. Im 3.Akt fehlt das Gebälk; nur die Wände einer riesigen Scheune lassen den Raum riesig erscheinen. Ein langer Tisch wird für die Hochzeitsfeier vorbereitet. Hier wird der Raum ein wenig sinnvoller genutzt.
Dorothea Röschmann ist die Jenufa mit ansprechendem Spiel und Gesang. Angela Denoke ist die Küsterin, die die Partie ohne Anstrengung mit schönem metallischen Sopran meistert. Bei der Titelfigur hätte ich mir ein wenig mehr Schmelz gewünscht.
Christian Franz gab mit seinem sicheren Tenor einen spielerisch und musikalisch sehr ansprechenden Laca. Der Gegenpart zu ihm war Marian Talaba als Laca, der ebenso ohne Fehl und Tadel die schwierige Partie meisterte. Alle 13 Rollen waren im Haus der Wiener Staatsoper musikalisch optimal besetzt.
Über die darstellerische Umsetzung kann Dank der Bühnenferne des Betrachters nicht viel berichtet werden.
Vielen Besuchern, besonders weit oben in der Galerie, reichte es, dem Klang eines der besten Opernorchester und international agierenden Sängern zuzuhören. Ingo Metzmacher sorgte für einen durchsichtigen Klang, der die Sänger nie 'zudeckte' und die Musik so spannend schön erklingen ließ.
Mit der professionellen Routine dieses führenden Opernhauses, wird auch die 100. Aufführung ähnlich qualitativ hochwertig über die Bühne gehen können.


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