Theatertipps: Deutsche Oper Berlin

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DAS WUNDER DER HELIANE

11.03.2023 | Der Komponist Erich Wolfgang Korngold wurde schnell berrühmt. Als austroamerikanisches Wunderkind berühmt verlies er Europa 1934, um in Amerika Filmmusik zu komponieren. Wegen seiner jüdischen Herkunft und der heraufkommenden Nazizeit entschied er sich, mit seiner Familie in Amerika zu bleiben. Seine damals sehr erfolgreich komponierten Opern wurden schnell vergessen. Die spätromantische Oper 'Das Wunder der Heliane', nach dem Libretto von Hans Müller-Einigen, wurde 1927 in Hamburg uraufgeführt.

Heliane ist die Gemahlin des Herrschers im Lande. Sein Problem ist, daß er nie körperlichen Liebeskontakt zu ihr hatte. Ein Fremder in seinem Land kommt in den Kerker, weil das Volk seine frohe Lebensart liebt, die der Herrscher aber verboten hat.

Heliane besucht den Fremden in der Gefangenschaft. Es entwickelt sich sofort eine innige Beziehung. Er bitte sie, zuerst ihr langes Haar berühren zu dürfen, dann ihre ausgezogenen Schuhe, was sie bereitwillig erfüllt. Dann entkleidet sie sich wunschgemäß und steht splitterfasernackt vor ihm.

Kein guter Anblick für Helianes Gemahl, der diese Situation falsch einschätzt. Der Fremde wird angeklagt und zum Tode verurteilt; er ersticht sich selbst. Das Volk, das Heliane magisches Können unterstellt, bittet sie, den Fremden wieder ins Leben zurück zu holen, was tatsächlich gelingt.

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt unter der musikalischen Leitung von Marc Albrecht klangvoll mächtig auf und ist somit der dominierende Teil des Abends. Der Chor und Extrachor der Deutschen Oper Berlin klingt nur laut.

Christof Loy läßt die Handelnden zurückhaltend agieren und setzt auf betont atmosphärisch statische Bilder. Johannes Leiacker baut dafür einen holzgetäfelten Einheitsraum mit einem langen Tisch. Auch die großen Szenen mit Volk und Gericht werden zurückhaltend präzise aufgebaut und sorgen etwas für Bewegung.

Sara Jakubiak ist Heliane mit schönem, leuchtenden Sopran, der nur in einigen dramatischen Phasen an Glanz verliert. Ihre erste Szene mit dem Fremden ist bewundernswert. Da konnte nur die Kostümbildnerin Barbara Drohsin dafür sorgen, daß Heliane das wunderschönes weiße Kleid schnell verliert, um wunschgemäß vor dem Fremden zu stehen.

Jordan Shanahan ist Helianes Gemahl, der Herrscher und verfügt über einen in allen Lagen wohlklingenden Heldenbariton.

Für die Rolle des Fremden konnte nur eine unglückliche Besetzungsform geboten werden. Daniel Kirch wurde kurzfristig für den erkrankten Kollegen gewonnen und sang vom Blatt von der Seite aus. Ein bis zwei Tage zur Vorbereitung ist für jeden zu kurz, selbst wenn man diese 'mörderische' Partie vor einigen Jahren bereits gesungen hat. Daniel Kirch setzte seinen wohl klingenden Heldentenor sicher ein.
Auf der Szene spielte Eva-Maria Abelein, die Regieassistentin, die Rolle des Fremden. Besonders im intim gehaltenen ersten Akt war das nicht optimal. Zur Schlußszene mit Heliane führte die Bühnenfigur des Fremden den Sänger des Fremden, Daniel Kirch mit Klavierauszug, in die Mitte zu Heliane; da mußten die beiden Sänger zusammen sein und schön klingen.

Ob sich diese Oper auf den internationalen Bühnen wieder etabliert, ist schwer einzuschätzen. Es gilt, wunderschöne Musik mit einem 15-köpfigen Sänger-Ensemble und einer romantischen Handlung zu präsentieren. Andere Bühnen sollten es versuchen.

Noch ratlos nach dem ersten Akt, zeigte sich das Publikum am Ende begeistert und sparte nicht mit Beifall.


DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

18.06.2022 | Das Inszenierungsteam Jossi Wieler, Anna Viebrock, Sergio Morabito hat eine mehr als sehenswerte Neuinterpretation von Wagners Meistersingern auf die Bühne gebracht. Nicht mit Nürnberger romantischem Flair, sondern eine nüchterne Musikhochschule in der Jetztzeit ist der Ort des Geschehens (Ko-Bühnenbild Torsten Gerhard Köpf; Ko-Kostümbild Charlotte Pistorius), in der die Geschichte um Eva und Walther von Stolzing sehr eigenwillig erzählt wird.

Stühle sind ein Haupt-Requisit. Da hat man mit Auf- und Abbau immer was zu tun im Laufe der Zeit, gilt es doch Bewegung in das optische Geschehen zu bringen. Der Choral nach der Ouvertüre wird vom Chor von Logen aus dem Zuschauerraum gesungen. Die Meister sind Lehrkräfte und bewerten die Chorleistung. Den Lehrbuben wird die Singtechnik und Stimmbildung gezeigt; bestens gespielt von Clemens Bieber als Ulrich Eißlinger, der an einem Schüler (Adrian Domarecki) mehr als nur pädagogisches Interesse zeigt.

Pogner (Albert Pesendorfer) ist der Chef vom Haus und kommt zentral aus der größten Tür, während für Sachs eine kleinere Tür zugeordnet wird. Beckmesser (Philipp Jekal) humpelt, wenn er es nicht gerade eilig hat. Seine Merkertafel ist ein großer Pin-Board, die er mit Filzstiften malträtiert.

Wagner läßt die Lehrbuben von Männer- und Frauenstimmen singen. Warum also nicht diese von Männern und Frauen als Lehrlinge spielen lassen. Es liegt nahe, daß zu Beginn des 2.Aktes die jungen Menschen vergnüglichen Körperkontakt miteinander haben.

Pogners Tochter Eva ist alles andere als ein schüchternes Mädchen. Sie angelt sich einfach einen Lehrbuben und zieht ihn in die Seite; der Rest ist Phantasie. Deutlicher wird sie, wenn sie Sachs nach Stolzing ausfragen möchte.

Hans Sachs ist kein Schuster aus dem Bilderbuch. Barfuss bewegt er sich durch die Welt. Sein Lehrbube David (Ya-Chung Huang) schleppt ihm einen großen Plastiksack mit Plastikschuhen heran, die später zur Festwiese von den Bürgern angezogen werden. Zur Nachtruhe legt Sachs sich auf eine Iso-Matte vor seine Haustür. Praktisch für Eva, die sich gleich zu ihm legt, um ihn zu verführen; denn sie braucht Informationen. Da war bei beiden also mehr als bei König Marke.

Keinen Schusterhammer hat Hans Sachs zur Hand, wenn er Beckmesser mit Schlägen die Fehler des Liedes anzeigt; sondern Schlagzeugstöcke zeigen lautstark die Stellen an. Wie für die Festwiese im 3.Akt vorweggenommen, kommen Meister, Nachbarn und Lehrlinge hinzu und wohnen Beckmessers Liedvortrag für Eva bei. Das alles endet in der Prügelei, in der David mit einem Fliederstrauß auf die Leute einschlägt. Hans Sachs wird da brutaler, wenn er mit einer Whisky-Flasche Stolzing außer Gefecht setzt.

In der Aula der Musikhochschule vor geschlossenem grünen Spiel-Vorhang liegt der verwundete Stolzing. Mit Papier, Stift und einem Aufnahmegerät werden die beiden ersten Strophen des Preisliedes festgehalten.

Beckmesser humpelt so lange auf Krücken, bis ihm Hans Sachs den gestohlenen Liedtext schenkt.

Glücklich endet der Morgen für David nicht. Er wird zwar Gesell, zur Beziehung mit Magdalena kommt es nicht. Wie in einem Albtraum für David kommt es zum Aufzug der Zünfte, die sich kriechend über den Boden bewegen oder Ringelreihen tanzen.

Auf der Festwiese der Hochschulaula steht im Hintergrund ein Flügel für den Liedvortrag. Auf den Stühlen mit dem Rücken zum Publikum sitzen die Zuschauer, in der letzten Reihe, für den Theaterbesucher also vorn, Eva und Stolzing in grauem Kostüm bzw. Anzug.

Die Vereinbarung zwischen dem jungen Paar scheint klar. Sie verlassen die Gesellschaft. Stolzing lehnt den Meisterkranz ab und geht mit Eva ab. Hans Sachs singt seine Schlußansprache dem dann schon nicht mehr anwesenden Paar hinterher.

Markus Stenz leitet das Orchester der Deutschen Oper Berlin sicher, klangvoll und energisch. So gut habe ich schon lange nicht mehr den Chor gehört.

Die Solisten sind allesamt gut bis sehr gut. Johan Reuter singt den Hans Sachs nicht nur sehr gut, sondern spielt genau und sympathisch. Klaus Florian Vogt, in Hamburg zum Kammersänger geadelt, wirkt als Stolzing mit seiner klar geführten Stimme ideal. Heidi Stober ist eine mädchenhafte Eva, die weiß was sie will und es bekommt.

Das Publikum zeigte sich begeistert und sparte nicht mit Beifall und Bravorufen für eine Aufführung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.


DER SCHATZGRÄBER

06.05.2022 | Die Werke von Franz Schreker wurden nach glanzvollen Erstaufführungen Anfang des 20. Jahrhunderts schnell wieder vergessen. Erst aktuelle Wiederentdeckungen der letzten Zeit, wie von den 'Gezeichneten', brachten mehr als zögerlich seine anderen Werke wieder auf die Musiktheaterbühne zurück.
Besetzungstechnische und inszenatorische Aspekte mögen dafür ein Grund sein.

Großes Lob daher an die Berliner Oper, die Schrekers Werk vom Schatzgräber mit einer großartigen Besetzung am 1.5.2022 wieder auf die Bühne brachte; die Uraufführung war bereits 1920 in Frankfurt a.M. gewesen.

Die Geschichte um Elis, der mittels seiner Sangeskunst Schätze herbeizaubert, ist diffizil. Da gibt es die kriminelle Els, die Aufträge für Diebstahl und Mord erteilt, nur um an Schmuckstücke der Königin zu kommen. Der König wiederum grämt sich um seine Ehefrau, die dadurch leidet und keinen Nachwuchs bekommt. Elis und Els finden als Liebespaar zusammen. Elis besondere Gabe, mittels Balladenkunst verlorenen Schmuckstücke zu finden, ist für Els Gefahr, wird sie doch so überführt.

Nach einem Liebesduett, entfernen sich Elis und Els von der Szene, um erotische Taten folgen zu lassen, die Schreker nur musikalisch illustriert. Das läßt den Regisseur aber freien Raum, dies von Mitgliedern der Gesellschaft freimütig zeigen zu lassen, ohne allzu sehr frivol zu werden.

Der Vogt verdächtigt Elis des Raubmordes; der König verhindert Elis' Hinrichtung, der dafür den Schmuck der Königin finden muß. Es gibt kein Happy-End. Els wird der Taten überführt. Der Narr des Königs verhindert ihre Hinrichtung und heiratet sie. Nach dieser Heirat zerbricht Els, da Elis sich von ihr losgelöst hat.

Die Besetzungsliste umfaßt 14 Männer und 1 Frau. Die Inszenierung von Christoph Loy korrigiert dieses Verhältnis zwischen den Geschlechtern nur unwesentlich, indem er die Königin und weibliches Dienstpersonal einführt. Das Stück zeigt eine gierige Männergesellschaft zum weiblichen Geschlecht. Das Bühnenbild von Johannes Leiacker ist ein düsterer Einheitsraum mit zwei großen Türen an der Hinterwand und Fenstern zur Seite. Die Kostüme von Barbara Drosihn zeigt die Männer in schwarzem Anzug oder als Militär, die Königin im zarten weißen Abendkleid, Els im roten Dienstkleid der Bedienung.

Gesungen und gespielt wird phänomenal. Der schwedische Hofsänger Daniel Johansson ist Elis mit großem, leicht geführten klangvollen Tenor, der auch keine Probleme bei den heldischen Stellen kennt. Sein großes, schlankes Erscheinungsbild vervollkommnet sein Rollenprofil. Ihm zur Seite ist Elisabet Strid als Els mit leuchtendem Sopran, die auch die dramatischen Töne anstandslos schön erklingen läßt.

Die Männergesellschaft ist durchweg bestens besetzt. Tuomas Pursio ist mit seinem Heldenbariton ein dominanter König, Thomas Johannes Mayer als Vogt beeindruckt mit seiner kräftigen Bass-Bariton-Stimme. Besonderes Lob gebührt Clemens Bieber als Kanzler, der mit seiner schönen Tenorstimme jedes gesungene Wort textverständlich vorführt und so zur Spannung in der Szene beiträgt.

Michael Laurenz ist der Narr mit ausdrucksstarkem Charaktertenor, der alle Szenen der Handlung dominiert und beeinflußt und am Ende mit der sterbenden Els am Leben verzweifelt.

Marc Albrecht läßt mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin die Partitur von Franz Schreker aufblühen und das Publikum dankt allen Beteiligten mit kräftigem Beifall für diese großartige Aufführung eines Werkes, das lange im Verborgenen vergessen schien.


JENUFA

12.1.2020 |Seit 2012 ist diese Inszenierung von Janaceks Meisterwerk auf dem Spielplan der Deutschen Oper Berlin; mit 10 Aufführungen seit dieser Zeit sind das doch wenig Vorstellungen, hat diese Oper mit musikalischen Höhepunkten und einer spannender Handlung alles, was die Attraktivität eines Werkes für die Bühne braucht.

Die Inszenierung von Christof Loy besticht durch eine klare spannende Personenführung. Die Bühne von Dirk Becker unterstützt dies mit einem weißen, rechteckigen Raum auf schwarzem Grund. Diese Spielfläche verändert sich je nach Bedarf in der Breite zu einem Cinemascope-Format oder einer kleinen Kammer. Nur mit einem Stuhl und einem Tisch in weiß möbliert, ergibt das ausreichend Raum für die Handelnden. Die hintere Wand besteht aus verschiebbaren Flächen, die sich zu einem Durchgang öffnen lassen oder den großen Blick auf die Landschaft im Hintergrund ermöglichen; nach Bedarf wird dort eine Tür oder das notwendige Fenster herein geschoben. Der Blick in den Hintergrund zeigt zuerst eine herbstliche Getreidelandschaft mit Strommasten; später liegt dort eine dichte Schneedecke. Zum Schlußduett sieht man statt Landschaft und weißer Wand nur schwarz; welche Interpretation man daraus auch immer ziehen mag.

Ehe die Musik einsetzt, kommt die Küsterin mit ihrer großen schwarzen Tasche in diesen kargen Raum; es ist das Gefängnis, in dem sie als Mörderin von Jenufas und Stevas Kind landet. Eine Zeit lang verharrt sie starr in dieser Situation, auch wenn die Erzählung der Geschichte mit den anderen Protagonisten einsetzt.

Die handelnden Personen sind nur auf der Bühne, wenn sie was zu sagen haben und stehen so im Mittelpunkt einer genauen Personenführung; es ist ein reges Kommen und Gehen durch die sich verwandelnden Öffnungen im Hintergrund. Das Folkloristische bleibt im Hintergrund. Bereits zu Beginn bei Stevas erstem Auftritt, als er die Freude darüber freien Lauf läßt, nicht zum Militärdienst eingezogen zu werden, ist Karolka, Jacquelyn Stucker attraktiv in Stimme und Spiel, dabei und wirft unverhohlen einen Blick auf den attraktiven Jüngling; auch ihre Eltern sind dabei.

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Donald Runnicles spielt makellos und fächert durch die langsamen Tempi auch die Partitur genau auf. Leider verzichtet der Dirigent darauf, dramatische Impulse zu setzen und verläßt sich auf die Partitur.

Rachel Harnisch ist eine große, schlanke Jenufa, die ihren glockenreinen Sopran aufblühen läßt. Gut, daß das Orchester in ihren dramatischen Stellen nicht voll aufspielt, fehlt ihr doch dann ein wenig die Kraft.
Mit Ladislav Elgr (Steva) und Robert Watson (Laca) hat sie auch zwei ausgezeichnete Partner, die diese schweren Tenorpartien scheinbar mühelos klangvoll meistern. Auch gibt Ihnen die Regie, sowie Kostüm und Maske (Judith Weihrauch) Gelegenheit, diese zwei unterschiedlichen Figuren zu gestalten.

Mit Evelyn Herlitzius als Küsterin ist eine stimmlich und darstellerisch optimale Sängerin auf der Bühne, die auch durch die Regie in den Mittelpunkt gerückt wird; es gelingt ihr eine grandiose Leistung. Mit Renate Behle als Alte Burja steht eine weitere große Künstlerin auf der Bühne; beide Sängerinnen habe ich auch schon als Walküre erlebt. Als Dritte in diesem Zusammenhang muß Nadine Secunde genannt werden, die stimmlich und darstellerisch der Frau des Bürgermeisters Profil verleihen konnte.

Das mit allen Altersklassen stark gemischte Publikum zeigte sich nach zwei Pausen immer noch begeistert. Das Orchester bekam neben den Sängern hörbar starken Jubel.


TRISTAN UND ISOLDE

1.12.2019 | Wagners innere Handlung in drei Aufzügen wird in der Inszenierung von Graham Vick und in der Ausstattung von Paul Brown (Premiere 13.3.2011) doch mit sehr viel äußerer Handlung erzählt. Die Idee, daß der Tod immer gegenwärtig ist, wird durch die Anwesenheit eines Sarges mit Blumenschmuck gezeigt, zuerst in einer schmucken Hotellobby mit Ledergarnitur, später in Markes Heim an der Wand gelehnt und danach in einem Altersheim, wo die Blumen längst verwelkt sind. Der Trank, der dem Titelpaar den Tod bringen soll, ist eine Spritze; es ist somit deutlicher ein Hinweis auf den gewollten Suizid der beiden.

Marke sitzt zu Beginn abseits in einem Ledersessel. Die hintere Bühnenwand des Raumes mit einer Fensterfront ist in den beiden ersten Aufzügen diagonal in jeweils anderen Lage ausgerichtet. Im letzten Akt sieht man sie parallel zur Bühnenrampe. Glastüren lassen nicht nur Licht in den Raum; eine Tür öffnet sich von selbst und der jeweils Sterbende geht durch und ist im Todesreich.

Nach Bedarf kommt mal eben der Herren-Matrosenchor durch Türen und Gassen auf die Bühne. Sehr aufdringlich gebärden sie sich gegenüber Isolde mit sexuellen Ansprüchen. Ein schön anzuschauendes Paar zeigt sich, wie der Herrgott sie erschaffen hat. Der nackte Jüngling gräbt in einem Sandloch, während das Mädchen nur zusieht. Steinsäulen im Raum heben den realistischen Anblick etwas auf.

Die Zeit ist vergangen und der dritte Akt zeigt ein gar nicht mehr so schicken Raum. Die Handelnden sind ergraut, aus irischem Rot wird Isoldes Haar grau, Markes dichter Haarwuchs ist nun kahl geschoren. Tristan bewegt sich, nicht schwer verwundet, im Bademantel. Die Situation kann auch lustig sein; der Steuermann wird beim Rasieren gestört und erscheint zur Berichterstattung mit umgebundenen Handtuch und Schaum im Gesicht.

Die so erzählte Handlung verdichtet sich in der Inszenierung erst, als die Ärztin Isolde zum sterbenden Tristan eilt. Doch der ist nicht mehr da, schon tot und durch die Glastür gegangen. Isolde findet nur noch den leeren Stuhl mit Tisch vor und begreift sofort. Das führt zu einem auch szenischen Höhepunkt; ihr Liebestod endet auch durch die sich wieder öffnende Glastür. Isolde schließt sich den vielen Personen im Hintergrund an und geht ins Totenreich.

Donald Runnicles dirigiert das Orchester der Deutschen Oper Berlin und bevorzugt getragene Tempi, die die Sänger mit sicher geführter Stimme befolgen. Ein atmosphärisch, den Raum erfüllender Klang stellt sich erst im dritten Akt ein; oft hat man das Gefühl, daß Bühne und Musik nebeneinander agieren.

Stephen Gould ist ein gestandener Tristan in Stimme und Spiel ohne Fehl und Tadel. Nina Stemme ist eine höchst ansehnliche Isolde und hat ihren musikalischen Höhepunkt im dritten Akt. Der übliche Strich beim Duett im 2.Akt schont vor allem ihre Stimme für andere dramatischen Momente.

Martin Gantner setzt seinen hell klingenden Bariton immer sicher klangvoll ein. Ante Jerkunica ist ein jugendlich wirkender Marke mit großem, angenehm klingendem Bass vor allen in den tiefen und mittleren Lagen, während ihm in der Höhe etwas Glanz fehlte.

Daniela Sindram als Brangäne hat ihre Stärken mit ihrem Mezzosopran vor allem in den dramatischen Situationen. Auch die anderen Personen der Handlung sind musikalisch und szenisch bestens eingesetzt.

Das Publikum läßt sich von Wagners Musik betören und sparte nicht mit Beifall. Stammbesucher werden die nächste 22. Aufführung nicht versäumen.


TURANDOT

25.11.2019 | Irgendwie merkt man es der Aufführung an, daß die Premiere vor 11 Jahren war und ich die 52.Aufführung besuchte. Auftritte, technische Abläufe wirkten perfekt, doch vielem fehlte der Charme.
Nur leicht angedeutet wurde in der Einführung das Regiekonzept vom Dramaturgen erklärt. Sein Hinweise auf die von Toscanini gekürzte Alfano-Fassung der Schlußszene, die zur Aufführung kam, war auch nicht ganz präzise; zu meiner Überraschung hörte ich mit Freude doch einige Stellen, die sonst nicht gespielt werden.

Lorenzo Fioroni entwickelte eine durchaus sängerfreundliche Regie. Im Bühnenbild von Paul Zoller spielten die Solisten meist vorn an der Rampe, der Chor war dahinter in Aktion; die Massen saßen im 2.Akt auf durchnummerierten Stühlen, um das Rätselspektakel mitzuerleben. Gut, daß Turandot und Kalaf vorn waren. Im Hintergrund, in einer großen holzähnlichen Wand mit Fenster, hielt sich Kaiser Altoum mit seinem greisen Beraterstab auf. Clemens Bieber wirkte auch durch seinen schön ansprechenden Tenor als greiser Kaiser durchaus jugendlich.
Die Angst war verfrüht, daß von dort im Fenster Turandot ihre Szene hatte; auch sie durfte von der Rampe ihre Arie präsentierten; leider stellte die Regie sie bei ihren dramatischen Spitzentönen nach den von Kalaf gelösten Rätseln tiefer mittig in den Chor; doch die chinesische Prinzessin 'hat gewonnen'.

Die Ausstattung und die Kostüme von Katharina Gault hatten nichts märchenhaftes an sich. Chinesisches Rot gab es nur zu Anfang bei einem Zwischenvorhang am Portal, wodurch man kurz Schattenspiele sah. Die Kostüme wirkten nüchtern in der Zeit von heute. Der Sänger des Prinzen von Persien (Jan Müller) verbeugte sich brav in einem rot karierten Hemd.

Die drei Minister sind Schauspieler, die die Hinrichtung des persischen Prinzen als Theaterstück organisieren und später selbst in Kostüm und Maske als neuer Prinz, Prinzessin und Henker auftreten. Sie sind ganz überrascht, als Turandot und Kalaf ein Paar sind und dürfen deren Übernahme der Herrschaft im Land mit erleben. Altoum stirbt in den Armen der Tochter; Kalaf hilft bei seinem Vater Timur mit einem Messer nach.

Gesungen wird von allen ausgezeichnet. Absoluter Höhepunkt war die stimmliche und darstellerische Präsenz von Catherine Foster in der Titelrolle. Ihr wunderschön heller Sopran erklingt in allen Lagen sicher und strahlt in den enormen Höhen. Das war schon ein Ereignis.

Alfred Kim ist Calaf. Er kann seinen tief grundierten Tenor auch in den strahlenden Momenten sicher einsetzen. Zu spät reagierte das Publikum nach seiner bekannten Arie mit Beifall; aber da sangen schon längst die Minister weiter.

Ping, Pang und Pong waren mit Samuel Dale Johnson, mit großer klangvoller Stimme, Michael Kim und Ya-Chung Huang trefflich eingesetzt. Byung Gil Kim als Mandarin komplettierte das Ensemble aus dem asiatischen Raum mit durchschlagend großem Bariton für seine Ansagen.

Elena Tsallagova mit großem lyrischen Sopran ist Liu und beeindruck in ihren Szenen. Andrew Harris ist Timur mit großem Bass.

So konnte das Publikum nach einer musikalische ausdrucksstarken Aufführung zufrieden nach Hause gehen.


LOHENGRIN 2019

12.5.2019 | Anläßlich der Berliner Wagner-Tage war es die 31. Aufführung seit der Premiere 2012 von Wagners Frühwerk. Die Inszenierung von Kaspar Holten war auch heuer klar und deutlich und bot in der Ausstattung von Steffen Aarfing ein optisch ansprechende Lösung. Musikalisch bot die Berliner Oper sowieso eine exzellente Aufführung auf hohem Niveau.

Es herrscht Krieg im Lande; bereits beim Vorspiel zum 1.Akt sieht man tote Krieger, um die Frauen trauern. So ist klar, worum es geht, wenn König Heinrich in Brabant zur Mobilisierung aufruft. Man will auch kurzen Prozeß machen, wenn die schuldige Elsa von Brabant keinen Bürgen vorweisen kann. Man hebt gerade zu ihrer Enthauptung das Schwert, als ihr Retter und weißer Ritter erscheint. Der dunkle Raum öffnet im Hintergrund zum Weiß seine Lamellen. Lohengrin in weißem Gewand schnallt sich noch seine Flügel als Attribut um; dann erscheint er als rettender Engel.

Im zweiten Akt dominiert ein schwebendes, begehbares Kreuz den Raum. Das Bild im dritten Akt erinnert wieder an die Kriegszeit. Das Bett im Brautgemacht ist auf einem steinernen Grab angerichtet. Im Zwischenspiel werden weitere dieser endlos wirkende Gräber gezeigt. Was Wunder, das die Gesellschaft auf einen Helfer in der Not wartet. Doch der lehnt ab, kann nur einen leblosen Gottfried bieten, den Elsa in den Armen trägt. Die Gesellschaft ist enttäuscht und Lohengrin reckt triumphierend den Arm in die Höhe.

Die Sänger präsentieren sich allesamt auf hohem und höchstem Niveau. Daniel Johannson ist optisch ein schlanker, sehr ansprechender Engel in großer lichter Gestalt. Dazu kann er seine lyrisch-dramatische Stimme mit enormen Glanz und Kraft sicher einsetzen. Mit dieser Lohengrin-Partie ist der schwedische Hofsänger einer der Führenden in diesem Fach. Dazu kommt noch sein stimmiges Spiel, was diese Figur zu einem Ereignis macht.
Camilla Nylund ist seine schlank wirkende Partnerin mit schönem, sicheren Sopran, die auch unaufdringlich die Elsa gestaltet.

Ortrud und Telramund sind ebenfalls ein Erlebnis. Anna Smirnova verfügt über einen hochdramatischen Sopran und kann in allen Lagen ausdruckstark glänzen. Adäquat ihr Partner ist John Lundgren mit hellem, durchdringenden Bariton. In Bayreuth ist man schon längst auf ihn aufmerksam geworden. Ebenso auf Derek Welton als Heerrufer, der in Berlin mit seinem großen hellen Bass in anderen Rollen ebenfalls positiv auffällt. Andreas Bauer Kanabas ist König Heinrich, der mit seinem starken, tiefen Bass auch keine Höhen fürchten muß.

Chor und Orchester der Deutschen Oper unter der Leitung von Donald Runnicles machen mit den auch tragenden Tempi den Musikgenuß perfekt. Nur im Zwischenspiel des dritten Aktes wollen sich die Trompeten auf der Hinterbühne nicht mit denen im Saal und Orchestergraben zu einem Klangerlebnis mischen.

Das Publikum zeigte sich begeisterte und sparte nicht mit kräftigem Applaus und Bravo.
Auch nach sieben Jahren ist das für mich eine sehr gute Aufführung, vor allem, wenn man diese mit der von mir in diesem Jahr gesehenen am Rhein vergleicht.


LES CONTES D'HOFFMANN

4.12.2018 | Diese Produktion hat schon eine lange Reise als 'Koproduktion' hinter sich. 15 Jahre nach Lyon, Barcelona und San Francisco wurde nun in Berlin die Inszenierung von Laurent Pelly erstmals aufgeführt.

Die Bühne von Chantal Thomas wurde für den großen Berliner Bühnenraum angepaßt; das fällt schon auf. Große dezent uni-farbige Stellwände verändern ihre Positionen. Ergänzt wird das Bühnenbild mit realistischen Details, z.B. eine Backsteinwand mit Fenstern, in die Hoffman hinlugt, um Olympia zu sehen oder Antonias Schlafraum. Der unrealistisch gehaltene Raum ändert sich oft im Laufe der Handlung und ergibt immer neue optische Eindrücke. Das geht alles schnell; umso mehr verwundert es, warum vor dem Olympia-Akt eine Umbaupause notwendig wurde. Mit zwei Pausen hatte die Haustechnik aber genug Zeit, die Bühne für das Folgende einzurichten.

Eine Spielzeit von 4 Stunden verspricht eine großzügige musikalische Fassung von den immer mehr 'entdeckten' Musikstücken, die jahrelang nicht in der Aufführungstradition zu Gehör kamen. Andere Bühnenfassungen der letzten Zeit helfen sich mit Kürzungen innerhalb der Musik-Szenen, lassen Wiederholungen und Strophen weg, um so eine spielbare Länge des Werkes mit nur einer Pause zu ermöglichen, gab es doch so viel Neues zu Gehör zu bringen und mit der Szene zu erzählen. Am Niederrhein gab es die Pause nach 2 Stunden. Die Inszenierung im MiR machte die Pause in der Mitte des Antonia-Aktes, was durchaus funktionierte. Man kam mit einer Pause aus in einem abendfüllenden Stück.

So war ich mehr als gespannt, welche großzügige musikalische Fassung in Berlin (West) geboten wird. Die Liedstrophen wurden nicht gekürzt, auch gekappte Vorspiele und einige Kürzungen innerhalb der Szenen wurden kaum vorgenommen. Nicklausse bekam vor seiner Puppenarie im 2.Akt noch ein weiteres Arioso; die Spiegelarie wurde auch ersetzt.
Diese musikalische Fassung wirkte sehr rund und unspektakulär und wurde vom Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Enrique Mazzola, leicht, flott, schmissig und präzise realisiert. Im Venedig Akt fiel aber auf, daß andere Fassungen durchaus spannendere Vorlagen boten. So blieb z.B. die Figur des Schlemihl Nebensache. Letztendlich hatte ich mir bei dieser langen Spielzeit mehr versprochen.

Daniel Johansson gab die Titelpartie mit detailliertem, jugendlichen Spiel. Seine lyrische Stimme ist mit den dramatischen Momenten bestens für diese Rolle geeignet. Leider hat ihm wohl die Premiere zuvor etwas Kraft gekostet, so daß er sich im Antonia-Akt mit seiner Kraft zurück gehalten hat. Für ihn bin ich allerdings extra nach Berlin gekommen, auch, um seine dramatischen Höhen voll genießen zu können. Schade, aber auch Daniel Johansson hat nur zwei Stimmbänder, die man nicht überstrapazieren darf.

Die Figuren der vier Geliebten wurden von einer Sängerin gestaltet. Cristina Pasaroiu konnte spielerisch und musikalisch wunderbare Akzente setzen. Höhepunkt für sie war die Szene der Olympia mit Hilfe einer technischen Hebebühne. Zuerst schwebte sie nur vor schwarzem Grund; später durchschaute der Zuschauer die Technik. Das war alles grandios. Überraschend, daß auch Stella Text und Gesang zu bieten hatte.
Allerdings wurde auch klar, warum andere Bühnen zu Recht diese Frauenrollen von verschiedenen Sängerinnen gestalten lassen; denn Antonia sollte einen gefühlvollen Schmelz versprühen, Giulietta benötigt eine betörende Kraft als Verführerin.

Die Rollengestaltung der Bösewichter wurde von Alex Esposito aller bestens gelöst. Er besitzt eine fulminant große Stimme; Höhe und Tiefe verströmten Wohlklang. Im Spiel zeigte er immer genaue Präsenz.

Auch die große, schwarze Stimme von James Platt als Crespel ließ aufhorchen. Tobias Kehrer, inzwischen Bayreuth erfahren, konnte als Gastronom Luther ebenfalls Akzente setzen.
Gideon Poppe gestaltete die vier Diener-Rollen mit schön klingendem klaren Tenor. Allerdings hat die Regie auch ihn recht vernachlässigt.

Irene Roberts war Muse und Nicklausse mit schlanker, sicherer Stimme und präsentem Spiel. Ihr gelang auch Dank der Regie das Kunststück, auf offener Bühne sich von der Muse im weißen wallenden Kleid in die Figur des Hoffmann-Begleiters Nicklausse zu verwandeln. In kurzen Momenten, schien es, waren beide Figuren im gleichen Moment mit Stimme im Spiel zu vernehmen; wer die zweite Sängerin war, wurde im Besetzungszettel nicht erwähnt.

Die Regie vollbrachte einige eindrucksvolle Szenendeutungen. Die szenische Einstudierung dieser 'Wiederaufnahme' von Christian Räth ermöglichte genaues Spiel. Bis auf wenige Eindrücke war aber die Inszenierungs-Vorlage nicht so herausragend.

Das Publikum wurde eine halbe Stunde vor Mitternacht nach Hause geschickt; bedankt haben sich die Theaterbesucher aber mit kräftigem Beifall. In Berlin funktioniert auch zur späten Stunde noch der öffentliche Nahverkehr.


DER RING DES NIBELUNGEN

Im September 1984 begann mein ehemaliger Professor Götz Friedrich in Berlin-West mit seiner Berliner Neuinszenierung von Richard Wagners Ring. Seit dem galt diese Produktion in der Ausstattung von Peter Sykora als legendär und war Kult.
Ein Time-Tunnel bis zur Hinterbühne beherrschte das so opulent wirkende Bühnenbild. Sehr wenig Licht drang dort hinein. Die graue Stimmung wurde nur selten durch Licht- und Farbtupfer aufgelockert. So kamen die hell gestimmten Kostüme klar zur Geltung und damit die Personen, die doch die 16-stündige Handlung bestimmen. Aber nicht nur die Tiefe des Raumes wurde gezeigt; große grau strukturierte Wände oder eine hochgefahrene Unterbühne verkürzen das Bild. Auf den beiden Seiten der Tunnelverstrebungen waren über dem Boden kreisrunde Flächen, die als Durchgang genutzt werden konnten. Diese runden Flächen waren auch auf dem Boden und boten so für das echte Feuer eine beeindruckende Wirkung.
Das Stück begann im Rheingold mit verschleierten weißen Gestalten, aus denen sich die Rheintöchter entwickelten. Mittels großer Plastikplanen wurde das Spiel unter Wasser mit Alberich durchgeführt. In Nibelheim war die Tarnhelmverwandlung durch Licht- und Raumgestaltung sehr gut gelöst. Walhall war ein güldenes kleines rundes Gebilde am Ende des Time-Tunnels. Beim Einzug dorthin verfärbten sich die Tunnelbögen in den Regenbogenfarben.

Hundings Hütte war ein Hochsicherheitstrakt. Eine hohe Steinwand bot Schießscharten ähnliche Öffnungen. Der Walkürenfelsen mit tiefer Tunnelsicht hatte mittig einen Stein für Brünnhildes Schlaf und im Hintergrund triste Natur- und Bergreliefs zur Seite, auf denen auch die zwei Walküre Aussicht halten konnten.

In Mimes Behausung war ein Sammelsurium an allerlei Koch- und Schmiedeutensilien, alles ausgerichtet für die Aufzucht des jungen Siegfried. Wie ein großes buntes Kinderbild wirkte der Hintergrund einer gemalten Landschaft mit Natur. Campingutensilien mit Spielsachen für den Kleinen luden zum Aufenthalt vor seinem Haus ein. Wotan stand auf der hochgefahrenen Unterbühne, während Erda unten meistens saß. Was sich damals der Regisseur dabei gedacht hat, konnte man jetzt nicht mehr erahnen; hier verläßt er sich nur auf die Wirkung des Bildes.

Brünnhildes Stein auf dem Walkürenfelsen wackelte nach der Nacht mit Siegfried bei Begehung doch sehr. Bei den Gibichungen herrschte modernes Mobilar vor. Wände mit linsenähnlichen Scheiben verzerrten die Personen, die dahinter standen und die anderen beobachteten. Ein Steg führte zu den Rheintöchtern, die sich im Vordergrund räkelten. Ein stattliches Pferd und ein Adler beherrschten das Schlußbild. Viel Nebel leitete den Weltuntergang ein.

Die Spielleitung der vier Abende teilten sich Jasmin Solfahari und Gerlinde Pelkowski. Die erläuternden Worte des Regisseurs zur Personenzeichnung konnte natürlich niemand mehr überbringen. Daß die Inszenierung von Götz Friedrich noch eine so stark moderne Wirkung hatte ist das Erstaunliche; alte Autoreifen brauchte er für seine Bilder nicht. Die Stärke des Regisseurs ist das szenische Bild und die damit erklärenden Personenkonstellationen; je mehr Personen agierten, umso klarer konnten Zusammenhänge erläutert werden. Bei ein bis zwei Personen verließ er sich meistens nur auf die optische Wirkung des Raumes. Da ermüdete schon mal das Auges des Betrachters bei so viel Grau. Viele Situationen wurden sehr genau gesehen und gezeigt. Eine Schlüsselszene für mich ist bei "Hast Du Gunther ein Weib?", um zu sehen, wie genau eine Situation vom Regisseur erarbeitet wurde. Wunderbar umgesetzt wurde das von den beiden Protagonisten anno 2017. Wie ein einsames Hascherl saß Gunther auf dem Ledersofa, während Siegfried soeben einen neuen Kontakt mit dessen Schwester knüpfte. Ein besonders Kompliment bereits an dieser Stelle für Seth Carlco als Gunther.

Die musikalische Leitung der vier Abende hatte Donald Runnicles. Das Orchester der Deutschen Oper Berlin setzten sein auf langsame Steigerung setzendes Dirigat klangvoll um; die üblichen Patzer beim Blech blieben aber auch hier nicht aus. Der Bläserklang wurde sehr forciert, während die Streicher etwas zu sehr zurück gehalten wurden. Die Tempi wurden meist sehr breit zelebriert; selten habe ich das Vorspiel und den 1.Akt der Götterdämmerung in einer Länge von über 2 Stunden gehört. Der Chor der Deutschen Oper wurde geschickt mit dem Extrachor ergänzt und klang schön und sicher.

13.4.2017 | Das Rheingold
Zum 54. und zum letzten Male seit der Premiere am 16.9.1984 gab es den Vorabend in einer erstaunlich guten bis sehr guten Besetzung. Derek Welton ist ein junger agiler Sänger mit großer BassStimme und sicherer Höhe. Ihm zur Seite Daniela Sindram als Fricka, bei der man sich freute, sie weiterhin hören zu können. Ihr schön klingende Stimme setzt sie ohne zu forcieren o.ä. in allen Lagen ein. Die beiden waren schon das gesangliche Ereignis zu Beginn. Eine ähnliche Vorfreude erweckte Ronnita Miller als Erda, die mit sattem Alt und sicherer Höhe ihre Stimme erklingen lies. Werner Van Mechelen bot einen beeindruckenden Alberich.

14.4.2017 | Die Walküre
Zum 57. und zum letzen Male seit der Premiere am 6.10.1984 gab es den ersten Tag mit wunderbaren Frauenstimmen. Eva-Maria Westbroek war als Sieglinde in Stimme und Spiel so brillant, daß man sie gern noch weiter gehört hätte. Ihr zur Seite im dritten Akt stand die Brünnhilde der phantastische Evelyn Herlitzius, die ihr in Stimme und Spiel in nichts nachstand. Stuart Skelton war ein kurzfristig besetzter Siegmund. Ein großer kräftiger Sänger mit ansprechend großer Stimme, der am Ende des 1.Aktes stimmlichen Probleme offenbarte. Vielleicht hätte er auf der Bühne noch mehr den Schleim wegtrinken sollen; aber mehr war wohl im Becher nicht mehr drin. Auch hier in Berlin zeigt sich, daß der Wotan nicht die Ideal-Partie für Iain Paterson ist; ihm fehlt das Bassfundament für den 2.Akt. Der Hunding von Tobias Kehrer war ideal gespielt und gesungen. Daniela Sindram glänzte wieder als Fricka. Die acht Walküren räkelten sich etwas ungeschickt im Pulk an ihren Speeren wie in einer Peep-Show und das Gesamtklangbild hörte sich etwas unausgewogen an. Erfreulich, daß auch hier Michaela Selinger wieder dabei war. Erstaunlich, daß meine Begeisterung für den Abend nach dem Feuerzauber sich in Grenzen hielt, trotz einer Evelyn Herlitzius.

15.4.2017 | Siegfried
Zum 56. und zum letzten Male seit der Premiere am 24.3.1985 gab es den zweiten Tag des Bühnenfestspiels mit einem Titelhelden, der wohl zur Zeit die Nr.1 auf deutschen Opernbühnen ist und der auch in Bayreuth eingesetzt wird. Nahezu perfekt gestaltete Stefan Vinke den jungen Siegfried. Ihm zur Seite konnte sich Burkhard Ulrich als Mime behaupten. Auch Werner Van Mechelen glänzte wieder als Alberich. Vergleicht man Elbenita Kajtazi mit ihren Kolleginnen, die ich in letzter Zeit als Waldvogel hören konnte, so gebührt ihr die Krone für die wunderschön geführte klare Stimme. Ronnita Miller als Erda war mit ihrem schönen Alt wieder ein Genuß. Leider hatte sie einen nicht so glanzvollen Partner als Wanderer zum Partner. Er hat mir in Köln und Bayreuth schon als Holländer nicht sonderlich gefallen. Sein Gunther in Köln und der Heerrufer in Bayreuth waren da schon besser für seine Stimme und meine Ohren. Samuel Youn war der Wanderer. Scheinbar auch einen Fachwechsel versucht Ricarda Merbeth als Brünnhilde. Ihr gelingt die Partie etwas besser als ihrer Kollegin in Leipzig; schön, wenn die hohen Töne leicht erreicht werden. Doch diese Partie benötigt doch Ausstrahlung und mehr Kraft auch für die Mittellage. Andrew Harris mit seinem kräftigen Bass als Fafner darf man nicht vergessen, wohlwollend zu erwähnen.

17.4.2017 | Götterdämmerung
Zum 52. und zum letzten Male seit der Premiere am 6.10.1985 gab es den letzten Tag des Geschehens. Wieder mit einer phantastischen Evelyn Herlitzius als Brünnhilde und einen Stefan Vinke als phänomenalen Siegfried. Beide waren die Idealbesetzung in Stimme und Spiel. Albert Pesendorfer, er durfte 2016 in Bayreuth als Hagen einspringen, war mit großer Stimme und Spiel mit Stierhörner-Helm ein weiterer Höhepunkt. Besonders erfreulich war es, den Gunther von Seth Carico zu erleben. Das Spieltalent des jungen Sängers ist augenfällig und erfreut den Zuschauer. Musikalisch glänzte seine Baritonstimme; vielleicht ist diese Partie für ihn etwas zu früh. Aber so oft singt man nicht den Gunther und in zwei Jahren hat er hoffentlich wieder in Berlin die Gelegenheit dazu. Eine musikalisch wunderbare Zugabe bekamen die Besucher bei der 2.Norn. Da die Kollegin erkrankte, sang Daniela Sindram vom Blatt von der Seite. Als Waltraute kam sie in Kostüm und Maske wieder und bot so einen weiteren Hörgenuß. Ronnita Miller als 1.Norn war mit satter Altstimme präsent; die 3.Norn von Seyoung Park glänzte mit dramatischem Sopran. Ricarda Merbeth kam mit der Partie der Gutrune viel besser zurecht als am Vorabend. Ausgewogenen Klang boten die drei Rheintöchter und auch Werner Van Mechelen als Albereich beeindruckte wieder mit seiner klaren, oft scharfen Stimme.

Der Weltuntergang vollzieht sich mit viel Nebel. Die weißen Urgestalten aus dem Rheingold erscheinen wieder. Als Gegenpol eingehüllt in schwarzen Gewändern beobachten die Menschen den Götteruntergang und die Reinigung des Ringes vom Fluch, den die Rheintöchter wieder triumphierend hochhalten. Der Time-Tunnel zeigt sich zum letzten Mal in seiner beeindruckenden Tiefe.

Die Berliner Opernbesucher dürfen gespannt sein, was sie dann in einer Neuinszenierung in zwei Jahren erwartet. Allen Beteiligten wurde mit stürmischem Beifall, vielen Vorhängen und Blumen gedankt.


DIE SACHE MAKROPULOS

Karel Capek schrieb auch heute noch erschreckend aktuelle Science-Fiction-Geschichten für seine damalige Zeitkritik. In R.U.R. (1921) ging es ihm um die Welt der Roboter, in "Die weiße Krankheit" (1937) um einen tödlichen, nicht heilbaren Virus!!! "Die Sache Makropulos" (1922) erzählt vom medizinischen Projekt der 'ewigen Jugend' oder sogar Unsterblichkeit. Leos Janacek machte (1926) aus dieser Komödienvorlage mit seiner Musik einen spannenden Krimi.
Eine Musiktheater-Aufführung steht und füllt mit einer spannend genauen Inszenierung und einer musikdramatischen Umsetzung der Sängerdarsteller. Die Neuinszenierung in Berlin konnte mit allem erfreuen.
David Hermann inszenierte eine sehenswerte Aufführung. Er beschränkte sich nicht nur auf einen realistischen Ablauf. Gleich zu Beginn laufen als Schnellfilm auf einem weißen Vorhang die verschiedenen Namen der Elena Makropulos, um als Initialen E.M. zu enden. Der erste Bühnenraum (Christof Hetzer) ist zweigeteilt, in dem die Vergangenheit im linken Bereich zu sehen ist mit einem modrigen Hintergrund. Hier werden die Erzählungen von Emilia Marty mit Personen der Vergangenheit erläutert. Diese wechseln die Räume; E.M.'s Figur der Vergangenheit ist auch im Raum der Gegenwart, ohne von den Akteuren als solche wahrgenommen zu werden - Emilia geht zurück in den Raum der Vergangenheit. Eine große Treppe führt in den Hintergrund, in den die Figuren der Elena Makropulos ziehen. Hauk-Sendorf (Robert Gambill) ist ein Harlekin, der immer wieder auftaucht, wenn es um das medizinische Geheimnis der Unsterblichkeit geht. Der Raum scheint sich dann optisch Dank Lichttechnik 'aufzulösen'. Der zweite Akt ist ein feudaler Salon bei Prus. Der dritte Akt zeigt im Hintergrund eine breite Treppe, abgeschlossen mit weißem Vorhang. Dieser öffnet sich zum Schluß wie der Spielvorhang vorn und man erblickt den gleichen Bühnenraum mit Treppe vom ersten Akt in eine Unendlichkeit, in der auch Emilia Marty verschwinden wird.
Als Dienerpaar im 2.Akt bieten der Andrew Harris und Rebecca Raffell als Prus' Angestellte pointierte Gestalten. Eigentlich sind alle Personen der Handlung wunderbar genau geführt und sind bis zum Ende auf der Bühne präsent. Sehr beeindruckend, wenn sie mit den Figuren der E.M. die Handlung erläutern. Derek Welton macht als Jaroslav Prus musikalisch und darstellerisch mehr als eine gute Figur, so - wenn er z.B. in seinem Haus eine Party feiert und es mit Krista -Jana Kurucová ist auch musikalisch sehr stark- 'treiben' will. Da spielt es keine Rolle, wenn sein Sohn Janek (Gideon Poppe) dabei ist und eigentlich Kristas Freund ist. Aber der Sohn bringt sich später ja sowieso um - aus Liebe zur berühmten Sängerin Emilia Marty.

Zentrale Figur der Handlung ist natürlich Emilia Marty. Bei Evelyn Herlitzius ist diese Partie aller bestens aufgehoben. Musikalisch großartig mit großer Stimme versteht sie es auch, der tragischen Hauptfigur Profil zu verleihen: eine Sängerdarstellerin erster Klasse, die auch mit Ladislav Elgr einen achtbaren Tenorkollegen als Albert Gregor zu Seite hat.

Donald Runnicles gestaltete mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin einen wunderbaren Klang der Janacek-Partitur. Mit der ausgezeichneten Leistung aller Sänger gelang ihm ein musikalischer Hochgenuß.
Das Publikum am 30. April 2016 sparte für die 5. Vorstellung nach der Premiere nicht mit jubelndem Beifall. Wer spannendes Musiktheater auf höchstem Niveau liebt, sollte nach Berlin fahren.


LOHENGRIN

Seit 2012 steht die Inszenierung von Kaspar Holten auf dem Spielplan des alt ehrwürdigen Hauses an der Richard-Wagner-Straße in Berlin-West, das Anfang der 60er Jahre d.v.J. neu erbaut wurde. Ein schönes großes Haus mit dem Charme der damaligen Zeit, das dem internationalen Anspruch auch heute noch gerecht wird, obwohl man schon die Altsubstanz des Gebäudes sieht. Zuletzt sah ich dort Marita Napier als Senta mit Hans Beirer, der auch mal dort für mich den Tannhäuser sang. Regisseur Kaspar Holten war für mich ein guter Grund, meine Wagner-Eindrucke dort zu erneuern; seinen Kopenhagen-Ring gilt es schließlich, auf you-toube zu bestaunen. Am 14.2.2016 gab es nun die 16.Aufführung seiner Inszenierung von dem Schwanenritter.
Für mich fehlte das szenische Ereignis auf der Bühne. Bereits im Vorspiel sieht man eine braun-triste Landschaft mit vielen Toten; Frauen betrauern diese. Im Hintergrund naht ein Komet; hat er für dieses Unheil gesorgt oder ist er Hoffnung? Die Erwartung an einen spannenden Abend wurde genöhrt, leider aber nicht erfüllt. Ein dunkler Schleier mit der Aufschrift 'Lohengrin' und zwei weißen Kometpunkten füllt langsam zu den letzten Takten des Vorspiels über dieses Bild.
Der Schleier öffnet sich pünktlich zum 1.Akt und auf brauner Landschaft mit seinem tristen Charme sieht man Chor und Solisten das Stück beginnen, wie es im Buche steht. Eine intelligente Personenregie vermag, die Menge geschickt von Ort zu Ort zu positionieren, mal sitzend, mal stehend; man vermeidet das rum stehen. Dazwischen die Solisten mit dem Tipp, die Rampe nicht aus den Augen zu lassen; eine präzise Charakterzeichnung ist das aber nicht. So wirkt alles von der Choreographie als bekannt bieder. Zu wenig kommen von der Regie erhellende Aspekte zur Interpretation der Aufführung; eine genaue Zeichnung der Figuren ist nicht ersichtlich. Da wirkt es schon fast brutal, wenn die Mannen nach dem letzten Ruf nach einem Streiter für Elsa, diese gleich vor Gott und der Welt köpfen wollen. Mit großem theatralischen Effekt erscheint der Retter aus dem Hintergrund, auf dem ein Schwan projektiert wird. Aus Schwanenfedern gefertigt trägt Lohengrin zwei große Flügel, die ihn als rettenden Engel ausweisen. Seinen Kampf mit Telramund gewinnt er durch theatralische Tricks. Durch plötzlich aufkommende Nebel verliert Telramund die übersicht und Lohengrin triumphiert.
Der 2.Akt wird von einem großen Kreuz dominiert, das im Raum hängt. Zu Beginn ragen blaue Lichtröhren gen Himmel; das ist Ortruds magische Welt. Auf dem Kreuz kann auch Elsa ihr Gespräch mit Ortrud 'von oben' starten. Auch Lohengrin mit König und Heerrufer erscheinen dort; Lohengrin muß noch mal zurück, hatte er doch seine Schwanenflügel vergessen. Im Hintergrund ist ein Theaterportal; nachdem dort der rote Vorhang sich öffnet, sieht man als Bild ein Kirchenportal. über dem inzwischen auf dem Boden liegenden großen Holzkreuz zieht man nun ein zur Hochzeit. Alles Theater auf dem Theater?
Für die Hochzeitsnacht steht im 3.Akt ein zu kleines Ehebett - da paßte gerade mal der Lohengrin des Abends drauf. Das Bild wechselt mit dem Blick auf unzählige Sarkophage. Den Herzog von Brabant bringt Lohengrin in einem grauen Bündel und legt ihn auf einem Sarkophag ab. Elsa wickelt dort ihren toten Bruder aus, der vorher als Schützer angekündigt wurde. Elsa ist die einzige, die noch Gefühle zeigt, Lohengrin verabschiedet sich von allen, von Elsa, von Ortrud wie nach einer verlorenen Theater-Wette.
Musikalisch war alles auf höchstem 'Staatsopern-Niveau'. GMD Donald Runnicles leitete inspiriert mit eigenen Akzenten die Aufführung; und das Orchester der Deutschen Oper Berlin folgte ihm grandios. Der Chor des Hauses war ohne Fehl und Tadel. Selten erlebt man, dass im 2.Akt die Szene mit dem Heerrufer 'offen' ist; so konnte der Herrenchor seine Qualität zu Gehör bringen. Im 3.Akt gab es den beliebten Strich, der oft aber eher als Rücksicht auf Lohengrin als auf den Chor gemacht wird. Aber dem Regisseur wäre auch nicht viel erhellendes eingefallen.
Eine Aufführung steht und fällt mit der Titelpartie. Der Eindruck war ein wenig zwiespältig. Michael Weinius singt den Lohengrin sicher und schön in jeder Lage wie kaum ein anderer; schwierige Phasen meistert er bravourös. Da ich 2013 schon seine Stimme als Siegmund hören konnte, war ich auf seinen Lohengrin sehr gespannt. Meine Wahl für Berlin viel auf eine Aufführung mit ihm und nicht mit dem Star-Kollegen, der im Mai eingeplant ist.
Kräftig ist die Stimme von Michael Weinius, wenn es sein muß, oder sie klingt zart, was gerade gebraucht wird und natürlich wohlklingend schön und textverständlich; 98% ohne hörbare Anstrengungen; wann erlebt man das denn noch?! Er ist für die Deutsche Oper am Rhein der Siegfried in der Neuinszenierung im nächsten Jahr. Bei seinem Duisburger Siegmund dachte ich schon, 'der junge Mann muß aber mit seiner Figur aufpassen'. Das Gegenteil ist eingetreten. Eine große volle runde Gestalt in einem für diese mollige Figur unattraktiven Kostüm bewegte sich über die Berliner Bühne. Musiktheater wird da schwierig.
Gertenschlank dagegen wirkte Rachel Willis-Sorensen als Elsa. Sie machte diese Partie mit zartem Piano oder kräftiger Mittellage zu einem Hörerlebnis. Grenzen hörte man nur ansatzweise im 3.Akt in den dramatischen Phasen.
Da die vorgesehene Ortrud Visaprobleme in Moskau hatte, kam die auch im Haus bestens geschätzte Petra Lang kurzfristig zum Einsatz. Mit klaren, kräftigen Sopran und der notwendigen Tiefe war sie wieder ein Ereignis. Ihr Bühnenpartner Telramund alias Thomas J. Mayer war für sie ein adäquater Partner; beide habe ich in diesen Partien in Bayreuth erlebt. Besser geht es kaum.
Von der bei Albert Pesendorfer angekündigten Indisposition war nichts zu hören; sein König Heinrich war souverän. Ebenso dessen ständiger Begleiter der Heerrufer alias Bastiaan Everink, der ebenso für das hohe Niveau des Berliner Ensembles zeugte.
Erstaunlich, dass der Zuschauerraum einige leere Plätze bot. Die Schlange an der Kasse war wohl eher einem Preisvorteil kurz vor Beginn geschuldet. Das Schild eines Interessenten "suche Karte" wirkte so etwas verlogen. Vielleicht sollte es ja auch eine Freikarte sein; das Schild sah schon alt aus. Musikalisch wird in Berlin Welt-Niveau geboten.


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