Theatertipps: Theater Bonn

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DIE SACHE MAKROPULOS

7.4.2019 | Als Koproduktion mit der English National Opera London gab es im Bonner Opernhaus eine in jeder Hinsicht hervorragende Premiere von Janaceks 'Die Sache Makropulos'.
Hermes Helfricht dirigierte das Beethoven Orchester Bonn. Die pulsierenden Rhythmen Janaceks wechselten mit den melodischen Bögen mit großen Akzenten ab, um bei den großen Schlußakkorden aufzutrumpfen. Die Sängerstimmen waren immer präsent und man konnte sich über deren Qualität nur freuen; da war jede Partie ideal besetzt. Gesungen wurde in tschechischer Sprache.

Allen voran Yannik-Muriel Noah als Emilia Marty ist besonders herauszuheben. Sie konnte ihren strahlenden Sopran sowohl in den dramatischen Phrasen als auch in den intimen Stellen wohlklingend einsetzen. Die gut fundierte Mittellage ermöglichten ihr auch in den Parlandostellen großen Ausdruck. Katharina Leidig als Krista war mit ihrem hellen Sopran eine wunderbare Ergänzung in Janacek's Klangkosmos.

Auch Emilia Martys männliche Gesprächspartner konnten sich sehen und hören lassen. Ivan Krutikov als Jaroslav Prus führte leicht seine volle, wohlklingende Bariton-Stimme, um aber in dramatischen Momenten diese wirkungsvoll einzusetzen. Auch Martin Tzonev als Dr.Kolenaty setzte mit seiner Bass-Stimme angenehme Akzente.

Thomas Piffka als Albert Gregor, David Lee als Janek und Christian Georg als Vitek vervollständigen das ausgezeichnete Männer-Ensemble. Johannes Mertes als Hauk-Sendorf bot eine eindrucksvolle Studie als Emilias alter Liebhaber.

Karel Capek hat seine literarischen Vorlage eine Komödie genannt, deren Charakter aber nur am Ende der Handlung Anwendung findet. Janacek verzichtet aber in seiner Textbearbeitung und vor allem mit seiner Musik auf den komödiantischen Aspekt und löst die Geschichte von der Verlängerung des Lebens mit einem großen emotionalen Finale auf. Emilia Marty verzichtet auf die Anwendung der gesuchten Formel und wählt den Tod.

Christopher Alden führte Regie. Charles Edwards baute als Bühnenbild einen großen holzgetäfelten Raum, an dessen rechter Seite Glastüren nicht nur Möglichkeiten für die Auftritte boten. Von dort konnte vor allem die Männergesellschaft das Treiben um die berühmte Sängerin Emilia Marty und die Gier nach dieser Frau mitverfolgen.

Ein großer Schreibtisch war nicht nur Kolenatys Arbeitsplatz. Hier stellte sich auch Emilia Marty Jaroslav Prus für erotisches Treiben zur Verfügung, nur um an den Umschlag mit der Formel ihres Vaters zu gelangen, die ihr eine weitere Verlängerung ihres Lebens um 300 Jahre ermöglicht.

Christopher Alden nutzt den Raum nicht nur für eine realistische Personenführung. Blätter fallen von der Decke, die dann die Angestellten des Rechtsanwaltes ruhig auflesen. Personen stellen sich in Reih und Glied auf oder an die Wand auf. Die Zeit spielt hier eine andere Rolle.

Die Personenführung der Handelnden ist genau, wird stark umgesetzt und macht daraus eine spannende Geschichte um die Frau, die von ihrem 300-jährigen Leben zu berichten weiß. Es ist endrucksvoll, wenn Emilia ihre alte Liebe Hauk-Sendorf wieder trifft und es knistert vor Spannung, wenn Krista es ablehnt, die ihr von Emilia Marty angebotene Lebensformel für sich anzunehmen. Nicht nur Yannick-Muriel Noah zeigt sich als eine hervorragende Sänger-Darstellerin.

Das Publikum bleibt gespannt am Geschehen und wird von der packend realisierten Musik von Janacek in den Bann gezogen. Lang anhaltender Beifall für alle Beteiligten, auch für das Regie-Team, war der Dank für einen großen Musiktheater-Abend.


LOHENGRIN

23.2.2019 | Marco Arturo Marelli ist mir längst als phantasievoller Bühnenbildner bekannt, der seine wundervollen optischen Vorstellungen vom Werk als Regisseur adäquat umsetzen kann. Mit entsprechend großen Erwartungen freute ich mich auf die Neuinszenierung im Opernhaus des Theaters Bonn und kehrte enttäuscht ins Ruhrgebiet zurück.

Es fehlt die optische Opulenz. Eine karg ausgestattete Bühne zeigte zur Mitte eine weiße quadratische, leicht geneigte, Spielebene. Darauf ein Metallbett und ein Holzstuhl. Im Hintergrund auf einer runden, weißen Ebene sieht man Elsas Traumbild, die Welt ihres Retters. Scheinbar musisch angehaucht steht für ihn neben der Ritterrüstung mit Schwanenmantel, Schwert und Horn ein Musikflügel. Auf silberblauem Hintergrund ist der Schwan dezent angedeutet.

Die weiße Spielebene wird von wild durcheinander und aufeinanderliegenden grauen Podestflächen umrahmt. Hier finden vor allem Soldaten ihren Platz - links der Tenor - rechts der Bass. Die Solisten bewegen sich auf der Vorbühne oder auf der weißen Ebene. Das Bett wird im Brautgemach wohnlich mit einem Nachttisch wie aus dem Krankenhaus und einer Lampe ergänzt. Zur Verwandlung auf das letzte Bild schließt sich der schwarze Deckenvorhang, damit man den Wegbau dieser Utensilien nicht mit ansehen muß. Ansonsten dominieren die grauen Podeste und die hellen Spielflächen. Warum nun der Holzstuhl so im Zentrum stand, wurde nicht ganz klar. Gut, man kann drauf sitzen; manchmal wurde er auch nach vorne an die Rampe gebracht, damit sich Ortrud oder jemand anderes setzen konnte. Vielleicht brauchte man kurz den Platz auf der quadratischen Spielfläche; später stand der Stuhl aber wieder neben dem Bett.

Die Kostüme entwarf Ingeborg Bernerth. Farbe dadurch kam nur durch den bunten Mantel des Königs ins Bild. Der Heerrufer wirkte mit seinem blauen Anzug und Tasche eher wie ein Postbote. Da man ja für einen Gotteskampf immer mal zwei Metallhandschuhe benötigt, transportierte er diese in seiner Tasche. Dunkel war die Kleidung von Soldaten und Volk. Metallhelme wurden für den Aufzug des Heerbanns im dritten Akt eingesetzt.
Zu Beginn liegt Elsa im Nachthemd im Bett - sie träumt ja. Unfreiwillig komisch wirkt es, als zu ihrer Unterstützung für einen Retter einige Damen des Volkes ebenfalls im weißen Leinen-Nachthemd erscheinen.
Ortrud hatte ein leicht mystisch-bunt angehauchtes Kostüm mit wallendem Mantel. Telramunds Kleidung wirkt dagegen dezent männlich robust.

Das Beethoven Orchester Bonn spielte unter der Leitung von Hermes Helfricht klar, klangschön und ließ für mich oft neue musikalische Farben erstrahlen. Unsicherheiten zwischen Bühne und Orchestergraben wurden schnell aufgefangen. Die Bühnentrompeten plazierten sich für das Zwischenspiel im dritte Akt im Zuschauersaal und dominierten so sehr, daß ein gemeinsamer Klang für den Zuhörer nicht aufkam.

Mirko Roschkowski ist Lohengrin. Seinem lyrischen Tenor gelingt es scheinbar mühelos, auch die heldischen Stellen mit Wohlklang zu erfüllen. Anna Princeva gestaltet musikalisch und szenisch eine Elsa, die keine Wünsche offen läßt; sie ist die herausragende Figur des Abends.

Dshamilja Kaiser ist eine junge Otrud, die eher mit großer Sopranstimme Lohengrins Gegenspielerin ist; die dunklen Töne für diese Rolle fehlen ihr. Tómas Tómasson kann mit kernigem Bariton und genauem Spiel Telramund Profil geben.
Bei den anderen Rollen fällt eher der Heerrufer von Ivan Krutikov mit starkem Bariton auf, als der König von Pavel Kudinov mit hellem Bass, der meist nur dumm rumsteht.

Der Regie gelingt es nur in einigen Szenen, z.B. im Brautgemach, Spannung zwischen den Handelnden zu erzeugen. Leider stehen die Solisten doch oft nur rum oder wechseln uninspiriert ihre Positionen. Da waren sie aber nicht allein; denn auch für den Chor fehlen szenische Akzente, um dem orthopädischen Problem zu entgehen.

Das Publikum im voll besetzten Saal bedankte sich mit lang anhaltendem Beifall für den Abend bei allen Beteiligten.


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