Theatertipps: Staatstheater Nürnberg

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DIE PIRATEN VON PENZANCE

7.3.2020 | Meist werden Gilbert & Sullivan in einem Atemzug genannt. Dabei ist Arthur Sullivan der Komponist und William Schwenck Gilbert der Textdichter. Der Erfolg ihrer englischen Operetten aus dem 19. Jahrhundert ist tatsächlich durch die Personalunion der beiden zu erklären. Sie gelten als die britische Version zu Jacques Offenbachs Meisterwerken, ohne aber an die geniale Qualität des Kölners heranzukommen.

Der Nürnberger Oper gelang nun mit der Realisierung von 'Die Piraten von Penzance' in der neuen deutschen Fassung von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting ein beachtlicher Erfolg. Grundlage dafür war die pointenreiche Regie von Christian Brey, die die skurrile Geschichte von Gag zu Gag erzählte. Anette Hachmann schuf dafür ein Bühnenbild mit Wasserprojektionen und einem herannahenden Piraten3master, der an einem grünen Ufer mit Schafen anlegt. Dazu kommen ihre farbig stimmigen Kostüme, die zeigen, wie Piraten und die britische Gesellschaft auszusehen haben.

Alle Darsteller überboten sich im präzisen Spiel. Kati Farkas unterstützte die Erzählweise mit ihrer Choreographie. Ronny Miersch war nicht nur für die perfekte Umsetzung der Kampfszenen verantwortlich, sondern zeigte sich als exzellenter Schauspieler für den alten Piraten Smee und dem Polizeisergeanten Edward; bei ihm begeisterte Mimik und Bewegung.

Dank einer elektronischen Übertragung waren die Pointen der Dialoge zu verstehen und man konnte die verwirrende Geschichte vom Piratenlehrling Frederic (John Pumphrey) amüsiert verfolgen. Denn als dieser volljährig wird, möchte er kein Pirat mehr sein und das normale Leben kennen lernen. Das Ansinnen seiner Amme Ruth (Almerija Delic), ihn zu heiraten, möchte er eigentlich nicht annehmen; vom weiblichen Geschlecht hat er mehr erwartet. Da kommen ihm die 12 Töchter des Generalmajors Stanley (Hans Kittelmann) gerade recht. Frederic sucht sich das Mädchen Mabel (Emily Bradley) mit dem schönsten Sopran aus. Doch da sind ja noch seine Kollegen Piraten mit dem Piratenkönig (Hans Gröning), die diese Gesellschaft überfallen möchten; Frauen sind auch eine schöne Beute. Leider verhindert deren Piraten-Berufsethos diese Tat. Stanley gibt sich spontan als Waise aus, und Waisen werden von Piraten nicht überfallen; natürlich ist das eine Notlüge. Das würde alles gut gehen, doch Stanley plagen Gewissensbisse, Ruth -inzwischen als Pirat aktiv- verfolgt weiter ihr Interesse an Frederic und die Polizei wird eingeschaltet. Dann stellt sich heraus, daß Frederic dank seines Geburtstages in einem Schaltjahr rechnerisch gerade mal 5 Jahre alt ist und somit weiterhin seinen Lehrvertrag als Pirat noch 65 Jahre erfüllen muß; erst dann darf er Mabel heiraten.

Doch Gott sei Dank fällt allen ein, daß sie in einer Monarchie leben und alle Untertanen der gleichen Königin sind. So geht das Wirrwarr gut aus, jeder der Piraten bekommt eine von Stanleys Töchtern, bis auf den Piratenkönig, der Ruth heiraten muß; Frederic und Mabel kriegen sich auch.

Die Regie führt das spielfreudige Ensemble von Gag zu Gag durch die einfache Handlung von Gilbert. Das Publikum kommt vor Vergnügen kaum zur Ruhe, lacht, geiert, kichert über alles, was die Darsteller aufbieten. Dazu kommt die schmissige Musik von Sullivan.

Guido Johannes Rumstadt leitet die Staatsphilharmonie Nürnberg zu forschen, rhythmusbetonten Klängen, die aber nicht lange im Gedächtnis bleiben, aber die krude Erzählung wirkungsvoll unterstützen. Der Chor, einstudiert von Gyuseong Lee, unterstützt mit sicherem Klang die musikalische Leistung aller. Als Piraten, Soldaten und Majors-Töchter stehen sie auch als sehr bewegliche Akteure auf der Bühne und sind ein gleichwertiger Partner zu den immer sicher und schön singenden Solisten.

Das Publikum feiert zu Recht alle Beteiligten mit kräftigem Beifall im voll besetzten Opernhaus. Leider wird diese zugkräftige Aufführung eine Pause wegen des Corona-Virus einlegen müssen.


MANON

18.1.2020 | Wenn Manon Lescaut, dann doch von Puccini, heißt es oft im 'Experten-Gespräch'. Die Premiere im Nürnberg bewies aber, daß die von Jules Massenet 1884 geschaffene Opéra-comique 'Manon' keinen Vergleich scheuen muß. Im Gegenteil, das Libretto von Meilhac|Gille nach der Erzählung von Prévost ist trotz der zahlreichen Mitwirkenden stark fokussiert auf Manon Lescaut und ihrem Liebhaber Chevalier Des Grieux; es kommt so der Vorlage sehr nahe. Dazu die schwelgerische Musik Massenets, die einen großen Opernabend verspricht, sind denn alle Mitwirkenden in der Lage, dies ansprechend zu interpretieren.

Das wurde im Nürnberger Opernhaus aller bestens eingelöst. Die einfühlsame Inszenierung von Tatjana Gürbaca unterstützte die Musik von Massenet auf grandiose Weise, ohne einen allzu realistische Erzählweise zu wählen, aber immer in der Personenführung genau zu sein. Dafür baute Marc Weeger eine Bühne mit Metallgerüst im Hintergrund; davor lenkten wie in einem Varieté drei mit Lichtbirnen bestückten Metallbögen den Blick auf das Geschehen um Manon, die zwischen Lust am Leben und Liebe zu einem Mann schwankt.

Große Szenen wechseln sich ab mit dezenter Begegnung der Handelnden. Grell, bunt, phantasievoll wird das Leben in Paris gezeigt und als Gegensatz die stille Kirchenszene in St.Sulpice. Unterstützt wird das wilde Treiben durch die Choreographie von Annika Nitsch, die die Tänzer ideal in die Inszenierung von Tatjana Gürbaca integrierte. Das wirkte alles großartig.

Guido Johannes Rumstadt beginnt, vielleicht aus Vorfreude für die wunderbare Partitur, im Vorspiel mit einem allzu kräftigem Auftakt. Mit der Staatsphilharmonie Nürnberg gelingt ihm aber eine mit großen Bögen gestaltete musikalische Realisierung und das wurde für die Sänger auf der Bühne eine ausgezeichnete Grundlage zur Rollengestaltung.

Eleonore Marguerre ist eine junge Manon, die in Stimme und Spiel alles bietet, was für diese lebenslustige Frau wichtig ist. Sie setzt ihren schön timbrierten Sopran sicher und klangschön bis in die Spitzentöne ein.
Ihr zur Seite als Chevalier Des Grieux ist Tadeusz Szlenkier ein phänomenaler Partner. Bei seiner großen, in allen Lagen immer schön klingender Stimme, kommt nie der Eindruck einer Gestaltungsgrenze für diese Tenorpartie auf; leicht hat es Massenet für diese Rolle allen nicht gemacht.

Levent Bakirci als 'Cousin' Lescaut ist mit seiner großen, immer schön klingender Baritonstimme ein weiterer Höhepunkt im Nürnberger Ensemble. Sein auch optisch präsentes Spiel ist treibender Teil beim Geschehen.

Hans Kittelmann als Guillot gestaltet mit seinem sicheren Charaktertenor einen wendigen Bewerber um Manons Gunst und buhlt auf gleicher Höhe mit Brétigny, den Richard Morrison mit kernigem Bass ausfüllt. Taras Konoshchenko kann als Des Grieux' Vater seine Szenen mit großem, voll klingendem Bass gestalten.

Aber auch die vielen anderen Rollen des Werkes werden vom Nürnberger Ensemble optimal gestaltet; so konnte z.B. Michael Fischer als Gastwirt vom Internatonalen Opernstudio Nürnberg frische Akzente setzen.

Die Neuinszenierung eines auf der Opernbühne doch rar gewordenen Werkes wurde in Nürnberg für alle zu einem Erlebnis. Das Premierenpublikum bedankte sich dafür bei allen mit kräftigem Schlußbeifall.


DON CARLOS

16.11.2019 | Die Oper des Nürnberger Staatstheaters eröffnete die aktuelle Spielzeit mit einer mehr als sehens- und hörenswerten Neu-Inszenierung von Verdis 'Don Carlos' in der französischen Fassung von 1884, die 1886 in Modena uraufgeführt wurde.
Die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog besticht durch eine genaue Personenführung, die das Ensemble spannend umsetzt. Die Bühne von Andreas Neidhardt besteht vorwiegend aus vier großen, beweglichen Wänden mit weißen oder holzbraunen Rückseiten, die schnell einen Ortswechsel und so eine neue Raumansicht ermöglichen. Die Kostüme von Sibylle Gädeke passen sich angenehm diesem modern wirkenden Bühnenraum an.

Die musikalische Realisierung kann ich mir kaum besser vorstellen. Joana Mallwitz dirigiert die Staatsphilharmonie Nürnberg so präzise und einfühlsam, daß es eine Wonne ist, scheinbar neue Klänge zu erleben. Der von Tarmo Vaask einstudierte Chor folgte ihr sicher und wirkte bei den Herren nur einmal etwas laut.

Besonders herausragend war Elisabeth Newton als Elisabeth von Valois mit großem ansprechenden Sopran, den sie immer sicher in allen Lagen einsetzte und mit angenehmer Erscheinung im Spiel ergänzte. Bereits das Duett mit Don Carlos im 1.Akt war szenisch und musikalisch brillant umgesetzt. Tadeusz Szlenkier in der Titelrolle konnte seine große Tenorstimme immer strahlend einsetzen; bei ihm hatte man nie die Angst, daß seine Stimme in heiklen Stellen Grenzen zeigte. Als Rückblende zeigte ihn die Regie zu Anfang auf einem grünen Sessel, von dem er das weitere Geschehen beobachtete.

Nicolai Karnolsky als König Philipp II. ist mit seiner großen, runden und wohlklingenden BassStimme in allen Lagen auch im Spiel eine Idealbesetzung für diese herausragende Rolle; die Regie zeigt ihn als harten, mordenden Monarchen, der doch an seinem Gefühlsleben zerbricht. Ein Höhepunkt ist der IV. Akt mit seiner Arie und der darauf folgende Szene mit dem Großinquisitor (Taras Konoshchenko mit sonorem Bass).

Sangmin Lee ist der Marquis von Posa, der mit schöner sicherer Stimme für seinen Freund Carlos und die Freiheit der Flandern kämpft. Im Gefängnis wird er erst nach seinem letzten Wort eigenhändig vom König erdolcht und muß sterbend nicht noch viel singen; diese Szene gestaltet er phänomenal.

Aber auch die anderen Rollen waren optimal auf der Bühne zu erlegen, wie u.a. Emily Bradley (Thibault), Julia Grüter (Stimme von Oben) oder Wonyong Kang als Mönch, dem als Agent der Kirche nichts entgeht.
Martina Dike beeindruckte das Publikum als Eboli, in Lederrock, mit großer Stimme.

Besonders spannend wurde von der Regie die Infantin, Tochter des Philipp II., in die Handlung eingeführt. Elisabeth wirbt um ihre Zuneigung, die das Mädchen erwidert. Doch der Vater baut sie als 'Nachfolgerin' in seinem Sinne auf. Die Infantin verrät die Gräfin d'Aremberg als Verantwortliche, die Elisabeths Aufsicht vernachlässigt hat. Philipp erschießt sofort die Gräfin und macht so die Tochter zur Mittäterin. Sie wird bei öffentlichen Veranstaltungen mit eingeführt, sieht so auch bei der Ketzerverbrennung zu. Zu Hause lauscht die Tochter heimlich dem Geschehen interessiert zu. Elisabeth muß für die Öffentlichkeit ein glückliches Eheleben vorführen, indem sie eine Schwangerschaft vortäuscht.

Das Publikum im ausverkauften Saal zeigte sich von allem begeistert und verfolgte interessiert die Arbeit von Joana Mallwitz; hatte man keine Sicht auf die Dirigentin, half ein Blick auf den Monitor.


LOHENGRIN

2.6.2019 | Im ehrwürdigen Opernhaus zu Nürnberg kann man eine höchst interessante Neuinszenierung mit einer vorzüglichen musikalischen Realisierung erleben.
Joana Mallwitz, Nürnbergs neue GMD, bot mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eine genaue, klangvolle Interpretation, bei der man oft neue Klangräume und Wagners 'Silberklang' erlebte.
Schade, daß vom Orchester einige Mitglieder spät zur Aufführung kamen. So fehlte vielleicht einigen die mentale Vorbereitung für den Abend und der eine oder andere Einsatz wurde nicht perfekt geleistet.
Drängende Tempi und heftige Akkorde überraschten manchmal Chor und Solisten; dafür kamen auch betörend schöne langsame Passagen zur Geltung. Die Textverständlichkeit aller trug zum szenisch-musikalischen Gelingen bei.

Die Inszenierung von David Hermann beginnt bereits im Vorspiel des ersten Aktes. Auf schwarzer Bühne steht ein runder Gralsaltar; dort erfahren Ritter im roten Ledergewand von Elsas Hilfegesuch. Parzival bestimmt aus diesem Kreis seinen Sohn Lohengrin, der pflichtbewußt ungern die Aufgabe zur Rettung übernimmt.
Die Personenführung aller ist genau und ist so Garant für eine spannenden Ablauf der Geschichte.

Der Bühnenraum von Jo Schramm besticht durch ein großes Konstrukt aus weißen, in Bühnenhöhe herabhängende Stangen, die durch unterschiedliche Seiten-Positionen eine extreme Tiefe, einen kleinen engen Raum oder aber andere Varianten zu einer effektiven Raumgestaltung herstellen können. In dramatischen Situationen stehen sie quer oder sie schweben über dem Geschehen. Das alles wird mit einer phänomenalen Lichtgestaltung ergänzt.

Das hat für die Personenregie den Vorteil, daß die Menschen, wenn man will, leicht verborgen dahinter stehen und singen können. So optimal habe ich noch nie eine Lösung des Problems in dieser Choroper gesehen, von dem man schon mal als 'ein orthopädisches' spricht.

Die Kostüme von Katharina Tasch bilden ergänzend optische Anreize zum Bühnenbild. König Heinrich, der um Mitwirkung beim Krieg aufruft, und sein Gefolge mit blonden Pagen-Perücken sind als christlich bunte Friedensboten ausstaffiert; der Heerrufer trägt auf seinem Speer das Symbol einer Friedenstaube.
Die Brabanter wirken mit ihrer Fellkleidung, Haarzöpfen und Helmen mit Hörnern rustikal heidnisch-germanisch. Die Edelknaben hüpfen als Papagena-Verschnitt durch die bunt gekleidete Hochzeitsgesellschaft.

Lohengrin wechselt zur Hochzeit vom roten Ritter- in eine helles Gewand, das er zur Hochzeitsnacht gedenkt abzulegen. Elsa, zu Beginn noch mit langem offenen Haar in hellem Kleid in einen Holzverschlag gepfercht, hat zur Hochzeit einen Haarkranz in elegantem Kleid und zur Hochzeitsnacht möchte sie ihren Umhang aus Schwanenfedern ablegen.

Die Idee der Inszenierung ist es, die Figur des Parzival weiter in die Handlung zu integrieren. Als sein Gegenspieler kommt Wotan, der Vertreter der antichristlichen Seite, ins Spiel. Beide bestreiten den Gotteskampf, den Parzival für seinen Sohn gewinnt. Das Intrigenspiel der Heiden führt zum Sieg gegen den Vertreter des Grals, der seine Herkunft offenbaren muß. Lohengrin erweckt den scheinbar toten Telramund wieder zum Leben, denn er hat ihn ja nur gewürgt und ernennt ihn zum Führer von Brabant. Vom Knaben Gottfried, den man im Vorspiel sieht, ist keine Hoffnung in Sicht.

So unterstützen zusätzlich erklärende Momente das Geschehens, erhöhen die Spannung und steigern das Interesse an der Handlung.

Die musikalische Realisierung der Sänger ist bemerkenswert. Eric Laporte in der Titelpartie verfügt über eine strahlende, helle Stimme, die er immer sicher einsetzen kann. Sowohl die dramatischen als auch die leisen Momente kann er klangvoll gestalten; so darf er eindringlich sein 'höchstes Vertraun' zurückhaltend einsetzen. Bei ihm hat man nie Sorge, daß die Stimmführung versagt.

Emily Newton ist Elsa von Brabant und verfügt über einen großen, strahlenden Sopran, der auch die leicht geführten Stellen zum Erglühen bringt.

Ortrud und Telramund sind echte Gegenspieler auch auf musikalischer Seite. Sangmin Lee verfügt über eine große ausdrucksstarke Bariton-Stimme, die das Geschehen beherrscht. Martina Dike gibt der Ortrud vor allem in den eindringlich gestalteten Dialogen mit ihrem wohlklingenden Mezzo Profil.

Nicolai Karnolsky ist Heinrich der Vogler. Selten, daß ein Sänger so wohlklingend und sicher mit den geforderten Höhen und Tiefen dieser Partie umgehen kann.

Daeho Kim als Heerrufer, Mitglied des internationalen Opernstudios, lies sich wegen einer Indisposition entschuldigen. Umso erfreulicher, daß seine große Bariton-Stimme sicher und wirkungsvoll eingesetzt wurde.

Das Publikum zeigte sich begeistert und geizte für diese eindrucksvolle Aufführung nicht mit Beifall.


DER BARBIER VON SEVILLA

13.5.2018 | Im Nürnberger Opernhaus hatte eine Neuinszenierung von Rossinis 'Il barbiere' eine fulminante Premiere. Gleich drei Rollendebütanten konnten auf der Bühne in den Hauptrollen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Der erfahrene Rossini Zuhörer am Abend erfreute sich über eine musikalischen Fassung der Partitur, die viele sonst 'gestrichene' Stellen wieder hör- und somit auch sichtbar machte.

Der musikalische Leiter Volker Hiemeyer lockte mit der Staatsphilharmonie Nürnberg vor allem viele Feinheiten der Partitur hörbar heraus. Das führte allerdings dazu, daß die Ouvertüre schon etwas zu langatmig wirkte. Bei dem 20-minütigen Finale des ersten Aktes fehlte die große aufbauende Linie, die zum szenischen und musikalischen Höhepunkt führt; aber auch bei vielen anderen Passagen wurde der Gesamteindruck und das Tempo durch die feingliedrige Suche nach einem anderen Klangbild beeinträchtigt.

Die Solisten waren spielerisch und musikalisch in Höchstform.

Bei Ludwig Mittelhammer hörte man, über welch eine schöne runde helle Baritonstimme er verfügt. Selten habe ich eine so grandios leicht geführte Stimme in der Partie des Figaro gehörtn noch nie habe ich die Rezitative so schön gestaltet gehört - wie bei ihm; es gab keine hörbaren Probleme in welcher Lage auch immer .Es macht sich seine Erfahrung beim Liedgesang bemerkbar. Da freut man sich schon jetzt, ihn in anderen Partien zu erleben.

Ida Aldrian konnte schon bei Rossinis 'Italienerin' ihre Stimme voll entfalten. So war es bei der Besetzung wohl klar, die Mezzo-Version der Rosina-Partie zu wählen. Vor allem in den Koloraturen konnte Ida Aldrians Rosina glänzen.
Ihr zur Seite kam Martin Platz als Graf Almaviva bestens zurecht. Seine Koloraturen kamen sicher und er verzichtete auf eine zu kraftvolle Gestaltung der Partie. So konnte er mit seinem leichten Tenor zum Wohlklang des Abends beitragen.

Aber auch die tiefen Stimmen ließen aufhorchen. Jens Waldig als Doktor Bartolo war stimmlich und optisch immer präsent. Er setzte seine leicht geführte Stimme sowohl in den Ensembles als auch in seinen Arien bestens ein.

Da war aber noch der Musiklehrer Rosinas. Nicolai Karnolsky ließ sich die Chance nicht nehmen und brillierte mit seiner großen Bass-Stimme in Höhe und Tiefe und setzte mit seinem Spiel Maßstäbe. Die Regie verlangte von Basilio, als Kleptomane bei Bartolo zu agieren. Nicolai Karnolsky nahm diesen Vorschlag als wunderbare Vorlage für sein intrigantes Spiel; es war das reinste Vergnügen, ihn dabei zu beobachten.

Eun-Joo Ham als Berta konnte mit ihrer sicheren Sopranstimme in ihrer Arie und in den Ensembles sich sicher behaupten. Petro Ostapenko als Fiorillo bewies zu Beginn mit seiner wohlklingenden Stimme Durchsetzungskraft in der Tier-Chorszene, was man nicht oft zu hören bekommt.

Der Regisseur Josef Ernst Köpplinger regte alle Personen auf der Bühne zu genauem Spiel an. Die Musikantenszene zu Beginn wirkte noch etwas unklar, vielleicht lenkten auch die Tiermasken des Herrenchores ab. Je länger der Abend dauerte, umso mehr bestachen die unterschiedlichen Figuren, die sich der Regisseur ausgedacht hat, um dem Zuschauerauge etwas zu bieten. So z.B. das Metzger Paar oder die junge hochschwangere Mutter, die ein weiteres Kind im Kinderwagen durch die Gegend schob; daß ihr Graf Almaviva Geld gab, läßt seine Beteiligung daran erahnen. Figaro sauste immer mit seinem Motorroller durch die Gegend. Immer hatten die Passanten etwas zu tun, so auch die Besucher bei den 'leichten' Damen.

Vor allem ist Dieter Fernengel als Bartolos Diener Ambrosio zu loben, der die ganze Zeit präsent aktiv war und immer zum bunten Spielkaleidoskop beitrug. So gab es auch in den Arien und Duetten nie eine optische Leere. Die Sänger spielten genau sympathisch ihre Situation und um sie herum passierte in Sevilla immer etwas, was die Aufmerksamkeit auf die Solisten aber nicht störte. Die Finalszenen konnten so zur Musik von allen beteiligten Figuren auch optisch rasant ergänzt werden.

Die Bühne von Harald Thor unterstützte das wirre Treiben in Sevilla. Auf zwei für sich drehbare Scheiben standen Bartolos Häuser. Zur Rechten war die Apotheke und im ersten Stock der Arbeitsraum. Zur Linken war das Erdgeschoß an eine Eros-Bar vermietet. Da versteht es sich schon, daß auf die in der ersten Etage wohnende Rosina besonders geachtet werden mußte.
Die drehbaren Häuser boten so immer neue Einblicke. Aber nicht genug, die erste Etage des rechten Hauses kippte in den turbulenten Szenen leicht zur Seite. Ein Haus im Hintergrund flog in die Luft und ein anderes stürzte als Propeller drehend vom Himmel auf und ab.
Dieser fulminanter Eindruck unterstützte Musik und Szene wirkungsvoll im Finale und bei der Gewittermusik.

Diese Kombination von wundervollem Gesang und optischer Umsetzung durch Bühne und Regie macht diese Nürnberger Aufführung zum großen Erfolg.
Das Publikum bedankte sich mit kräftigem Applaus und sparte bereits während der Aufführung nicht mit Zwischenbeifall. Was will man da noch mehr.


DIE ZAUBERFLÖTE

24.11.2017 | Als Wiederaufnahme gab es die aus dem Jahre 2009 stammende Inszenierung von Laura Scozzi. Und daß es nicht eine in 'die Jahre gekommene' Aufführung wurde, lag an der Qualität von Regie, Ausstattung, Solisten, Chor und Orchester. Unter der der musikalischen Leitung von Guido Johannes Rumstadt spielte die Staatsphilharmonie Nürnberg sicher und flott Mozarts Meisterwerk, das oft zu tragend und bedeutungsschwanger aufgeführt wird - aber nicht in Nürnberg.

Da wurde vom Orchester ideal die flotte Regie-Vorlage begleitet, die sich dem Auge bot. Eher bei 'Soko-Kitzbühel' (was ich am Vorabend im Fernsehen sah), als in einer Phantasiewelt mit Tempeln und Palmen spielte sich auf der Bühne von Natacha Le Guen de Kerneizon und mit den Kostümen von Jean-Jacques Delmotte das Geschehen von Mozart/Schikaneder ab. Eine wunderschöne Winterlandschaft mit Tannen, Skilift, Hütte, Dorfidylle bot sich dem Auge. Wintersportler tummeln sich, Sarastro erscheint mit dem ICE und ist mit seinen Priestern dort eine Vip-Gesellschaft; er und die Königin der Nacht frieren in ihrem Pelzmantel ganz und gar nicht. Pamina wird bei Sarastro in seiner noblen Villa mit allem Drum und Dran eingesperrt; ihr fehlt es da an nichts.

Ihre Mutter taucht als Marilyn-Monroe-Verschnitt aus ihrer Bar auf; die 3 Damen als ihre Mitarbeiterinnen sind elegant 'aufgedonnert' auf Männersuche. Papageno als Macho in Leder fängt auch keine Vögel, sondern für die Nachtbar Männer zu welchem Zweck auch immer. Tamino als Tourist ist ihr Opfer. In Pamina, im schönen Petticoat gekleidet und ein wenig Double zu ihrer Mutter, muß er sich verlieben.

In dieser Berg-Winter-Welt wird die Geschichte ohne tiefschürfende Freimaurer Symbolik und psychologischen Interpretationen als moderne Lovestory erzählt. Das Geschehen wird klar gezeichnet und das Publikum hat seinen Spaß daran.

Martin Platz ist der Tourist Tamino mit leichtem, immer sicher ansprechendem Tenor und jugendlichem Spiel; ihm zur Seite gefällt vor allem Ina Yoshikawa als Pamina, die ihren leichten Sopran wunderbar für die lyrische Partie einsetzen kann. Ihre Textverständlichkeit bei Gesang und Dialog ist vorbildlich exzellent.

Alexey Birkus kann als Sarastro für die sonore Rolle vor allem mit einer leuchtende Höhe glänzen. Pauline Rinvet setzt für ihre Königin der Nacht ihren großen, hellen Sopran sicher ein; bei ihr hat man keine Sorge, daß ein Spitzenton dieser schwierigen Partie nicht getroffen wird.

Kein schwarzes Gesicht, nur schwarzer Anzug ist das Merkmal des Angestellten Monostatos von Hans Kittelmann; er ist kein bösartiger Frauennachsteller, sondern er nutzt nur für sich eine Gelegenheit aus; das alles mit perfekter Stimme und Spiel.

Librettist Schikaneder war zur Entstehungszeit in seiner Uraufführung eher Schauspieler als Sänger in der Rolle des Papageno. Umso opulenter wirkt die aktuelle Besetzung in Nürnberg mit Levent Bakirci, der mit seiner großen Stimme für musikalischen Glanz sorgt. In Lederhose- und Jacke ist er nicht der volkstümliche Vogelfänger, sondern eher ein Lude als freier Mitarbeiter der 3 Damen; doch ist er ein sympathisch zupackender Mann, dem man seine Papagena alias Theresa Steinbach nur gönnen kann, die ihre Rolle ebenso ansprechend im Schottenkleid gestaltet.

Nach den bestandenen Prüfungen gibt es ein für alle glückliches Ende. Sarastro und die Königin der Nacht entschwinden per Flieger in den warmen sonnigen Süden, während alle anderen den winterlichen Urlaubsort dieser schönen Bergwelt weiterhin genießen.

Großer Beifall für eine gelungene Wiederaufnahme in Nürnberg.


LA BOHÈME

29.10.2017 | Über die Leistungsfähigkeit eines Musiktheaters kann man sich besonders bei einer Repertoire-Vorstellung ein Bild machen. Puccinis Meisterwerk konnte in der Frankenmetropole besonders auf musikalischer Weise glänzen. Der Premierenvorhang hob sich dort vor zwei Jahren.

Marcus Bosch dirigierte die Staatsphilharmonie Nürnberg manchmal kräftig aufbrausend und vermied zu schwelgerische Tempi. Auch der Chor unter der Leitung von Tarmo Vaask konnte routiniert dem Dirigat folgen.

Margarita Vilsone war eine Mimi mit schlanker Erscheinung und großer klarer Sopran-Stimme; etwas mehr Schmelz in der Stimme wäre für die Darstellung der Lungenkranken ein zusätzlicher Lichtpunkt. Ihr Tenorpartner als Dichter Rodolfo ist Ilker Arcayürek mit eindrucksvoll schöner schlanker Stimme. Schade, daß das Orchester ihn an einigen exzessiven Stellen etwas überlagerte. Das schmälerte aber nicht seine Gesamtleistung.

Seine große Stimme setzte Levent Bakirici als Maler Marcello mit Wohlklang in allen Lagen trefflich ein und bewies wiederum eine herausragende Gesangsleistung. Ihm zur Seite war Ina Yoshikawa als Musetta, die sich mit ihrem schlanken, leichten Sopran an seiner Seite behaupten konnte. Beide waren auch ein optimales Bühnenpaar.

Aber auch die anderen Bohème-Künstler konnten mit Stimme und Spiel angenehm auf sich aufmerksam machen. Selten hört man wie bei Nicolai Karnolsky als Colline mit runder BassStimme die "Mantel-Arie" so schlank betörend. Als Schaunard konnte sich Wonyong Kang mit eindrucksvollem Bass behaupten.

Inszenierung, Bühne und Kostüme stammen von Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka. Die Räume erfreuen durch klare Optik. Die enge Wohnstube der vier Bohème-Künstler zeigt nur notwendig realistische Details; Mimis Zimmer ist darüber wie im Himmel - karg und weiß. Im Bühnenraum war in allen Bildern immer das Mansardenzimmer der Künstler präsent. Das Café Momus wurde im 3.Bild zu einem großen Bordell. Grund genug für Marcello, auf Musette eifersüchtig zu sein.
Im Fokus der Regie war aber eher das weibliche Geschlecht als Verkaufsobjekt; eine soziale Lage wurde weniger verdeutlicht. Die Frauen, die nachts bei Schnee und Eis im dritten Bild erscheinen sind hier nur Besucher des Cafés. So wirken auch die Kostüme nie wie die von armen Leuten; alles ist nahezu schön anzuschauen.
Mit schönem schwarzem Haar und Kostüm darf Mimi im letzten Akt in den Armen Rodolfos sterben, während sich oben 'wie im Himmel' ihr helles Zimmer öffnet.

Dem Publikum gefiel die Aufführung in dem sehr gut besuchten Nürnberger Opernhaus. Ein Beweis für eine attraktive Spielplangestaltung der aktuellen Theaterleitung, die aber Ende der Spielzeit diese Aufgabe einem neuen Team übergibt.


DIE TROJANER

8.10.17 | Staatsintendant Peter Theiler feierte zu Beginn seiner letzten Nürnberger Spielzeit eine fulminante Nürnberger Erstaufführung der Grand Opéra 'Les Troyens' von Hector Berlioz.

Auf höchstem Niveau präsentierte sich die Staatsphilharmonie Nürnberg unter der Leitung von Marcus Bosch und brachte den Zuhörern die Komposition von Berlioz eindrucksvoll nahe, die auf deutschen Opernbühnen selten zu erleben ist. Große Unterstützung erfuhr die musikalische Gestaltung der lyrisch-dramatischen Musik durch den Chor unter der Leitung von Tarmo Vaask. Der immer zuverlässige Hauschor wurde durch den Extrachor und weiteren Gästen ergänzt. Die hohe Qualität des Chores konnte man bereits zu Beginn feststellen; selten habe ich einen so schönen und klaren Sopranklang vernommen. Der Chor war ein musikalischer Garant dieses Abends.

Aber da gab es ja noch die Sänger, die diese große französische Oper zu den wunderbaren Höhen des Abends führten.
Roswitha Christina Müller gestaltete mit ihrem sicher geführten Mezzo-Sopran in allen dramatischen und lyrischen Passagen die Rolle der Cassandre. Ihr ebenbürtig zur Seite der Chorèbe von Jochen Kupfer, der mit enorm lyrisch-dramatischen Wohlklang die Szene mit Cassandre zum Glühen brachte.

Aber da gibt es in dem Werk ja noch eine große Tenorpartie, die von Anfang bis zum Ende leichte und dramatische Höhen zu präsentieren hatte. Mirko Roschkowski ist Kriegsheld Érnée, der das Volk der Trojaner über Karthago nach Italien führen wird. Nahezu makellos wird diese schwierige Partie von ihm gemeistert.
Ihm in Karthago zur Seite ist Didon, die zweite große Frauenfigur in dem Stück, perfekt gesungen von Katrin Adel, die ihre leichte große Sopranstimme wirkungsvoll einsetzen kann.

Mehr als 10 Partien gilt es für dies 'grand opera in fünf Akten' zu besetzen. Da fällt sofort Nicolai Karnolsky als Narbal | Schatten mit seiner eindrucksvoll runden Bass-Stimme auf. Auch der leichte Tenor von Alex Kim kann sich in seinen Rollen behaupten. Irina Maltseva ist ebenso mit sicher geführter Stimme als Anna | Hécube Lichtblick im großen Ensemble.

Der Komponist selbst hat sich aus zahlreichen historischen Vorlagen sein Libretto zusammen geschrieben. Die Inszenierung von Calisto Bieito fand kaum eine Antwort, diese vielschichtige Handlung zu einem spannenden und eindrucksvollen Geschehen umzusetzen. Das meist einfache Bühnenbild von Susanne Gschwender und die Kostüme von Ingo Krügler waren da keine Unterstützung. Vor allem bei den Chorszenen fehlt jedwede Wirkung. Peinlich wird es, wenn der Chor im Anzug mit roten Krawatten bekleidet über die Bühne robbt.

Chor, Orchester und Solisten wurden vom Publikum zu Recht gefeiert und Intendant Peter Theiler wird's gefreut haben.


ATTILA

24.6.2017 | Die Oper des Nürnberger Staatstheaters hat mit Verdis früher Oper wieder eine exzellente Premiere dem Publikum präsentiert. Die Produktion des 'Theater an der Wien' am dortigen Naschmarkt wurde nun in Nürnberg gezeigt. Staatsintendant Peter Theiler bekannte sich als Attila-Fan; spätestens nach der ausverkauften Vorstellung ist er mit seiner Einstellung nicht allein.

Die renommierten Theatermacher Peter Konwitschny als Regisseur und Johannes Leiacker als Ausstatter waren für diese Produktion verantwortlich. Selten habe ich eine Inszenierung mit solch' großem Unterhaltungswert erlebt.

Die Geschichte um den Hunnenkönig kann man eigentlich nicht gerade nacherzählen. Grotesk komische Elemente beherrschen das Geschehen. Wie die Kinder spielen die Personen Krieg mit Kochlöffeln und anderen ähnlichen Utensilien; die Kavallerie kämpft auf Tretrollern. Die Sänger-Darsteller gestalten entsprechend skurril ihre Figur, sind aber immer genau beim Thema um Macht, Liebe und Rache; da wird sogar schon mal dafür eine Arie unterbrochen. Mitglieder des Chores und Solisten tanzten zu Verdis schmissiger Musik passend eine Polonaise. Die genaue Personenführung durch Rainer Vierlinger, der für die szenische Einstudierung in Nürnberg verantwortlich ist, zeigt Wirkung, alle spielen pointiert. Zum Schluß der Inszenierung von Peter Konwitschny wird ganz klar, da haben sich alle Figuren vergebens mit Krieg und Intrige auseinandergesetzt; nichts wurde Realität. Alle sind auch optisch alt geworden und bewegen sich mit Rollator oder Rollstuhl, mit dem Ezio rasant reingerollt kommt. Odabella kann das Meuchelmesser nicht treffend führen; Attila wird an Altersschwäche sterben. Das Publikum amüsiert sich köstlich.

Die Bühne zeigt die dortige Welt mit einem hellen Rundhorizont, der aber schon einige kriegerische Einschlagslöcher aufweist. Zwei karge schwarze Bäume werden dann von den Mitwirkenden bewegt und auch als Kampfmittel genutzt. Zu Odabellas Arie erscheinen Vögel. So schön wie auf dieser Bühne von Joannes Leiacker hat man lange nicht einen Sonnen- und Mondaufgang gesehen.

Verdis Oper beginnt in Nürnberg bereits musikalisch sehr stark. Unter der musikalischen Leitung von Gábor Káli ertönen zu Beginn im Vorspiel eindrucksvoll dunkle Töne, die auf das Geschehen um Krieg und Tod aufmerksam machen, ehe die Staatsphilharmonie Nürnberg zu schmissigen und großräumigen Tempi wechselt. Es wird wunderbar und sicher eine Verdi-Partitur realisiert, an der man sich nicht satt hören kann. Der Chor, geleitet von Tarmo Vaask, zeigte sich auch hörbar engagiert sicher und wohlklingend. Gábor Káli konnte Orchester und Sänger zu einem Klangrausch inspirieren.

Das Stück steht und fällt mit der Titelrolle. Garant für den Erfolg in Nürnberg ist Nicolai Karnolsky als König der Hunnen, der mit seiner großen und leicht geführten Bass-Stimme alle Schattierungen dieser Attila-Partitur herstellen kann. Mit Mikolaj Zalasinski als römischer General Ezio steht weiterhin ein großartiger Sänger auf der Nürnberger Bühne, der seinen kräftigen und immer schön klingenden Bariton ideal für diese Verdi-Partitur einsetzt. Helena Dix ist szenisch und musikalisch die ideale Partnerin. Ihr strahlender Sopran glänzt auch in den dramatischen Höhen; was will man von einer Verdi-Sängerin noch mehr. Vor allem ihr engagiertes Spiel ist ein Vergnügen.

Gegen diese drei besonders herausragenden Protagonisten hat es David Yim als Foresto und Odabellas Verlobter etwas schwer, sich mit seiner immer schön klingenden Tenorstimme zu behaupten. Welch ausgezeichnete Mitglieder das internationale Opernstudio Nürnberg hat, wurde durch die Mitwirkung von Yongseung Song und Wonyong Kang gezeigt.

Stürmischer lang anhaltender Beifall war der Dank für die herausragende Leistung aller. Man ging als Attila-Fan nach Hause.


GÖTTERDÄMMERUNG

14.5.2017 | Für mich schließt sich der Nürnberger Ring. Vor drei Jahren gab es im Nürnberger Opernhaus die Premiere; die Wiederaufnahme machte einen beeindruckend frischen Eindruck und bestätigt das hohe Niveau der drei Werke zuvor.
Regisseur Georg Schmiedleitner erzählte in diesem vierteiligen Gesamtkunstwerk mit seinem Team Stefan Brandtmayr (Bühne) und Alfred Mayerhofer (Kostüme) eine Fabel, die auch den Bereich zwischen den Zeilen auslotet und mit seiner Bildsprache die Geschichte in die heutige Zeit führt. Da wurde niemand der Mitwirkenden verleitet, sich aufs Rampenstehen zu konzentrieren; denn mit dem Gefühl des Heute konnten auch die Rollen ausgefüllt werden, die entsprechend vom Regisseur eingestellt wurden.

Einige Partien waren neu besetzt; Annika Nitsch machte als Spielleiterin aus der Not eine Tugend und hat alle Mitwirkenden so punktgenau und spannend auf die Regie von Georg Schmiedleitner eingestimmt, daß es eine Wonne war, den Sängern zuzusehen und zuzuhören. Alle setzten präzis die Intentionen der Inszenierung um. Die Textverständlichkeit aller ist zu rühmen.

Im Vorspiel steht für Siegfried und Brünnhilde die Welt vor Glück Kopf. Der Wohnraum auf dem Walkürenfelsen hat je nach Blickwinkel drei Ebenen für den Fuß-Boden; so hängt Siegfried auf seinem Sessel 'in der Luft'. Während er mit Papierschiffchen als Hut und seinem Spielzeugpferdchen Grane seine Rheinfahrt beginnt, landet mit einem Schlauchboot eine Gruppe von Flüchtlingen. Sie suchen ihr Heil in der Welt der Gibichungen.
Doch die leben in weißem Glanz auf einer großen beweglichen Plattform, unter denen sich die neuen Bürger duckend aufhalten müssen. Weiße, leicht durchsichtige Wände zur Seite und als Zwischenvorhang begrenzen den großzügigen Raum mit zwei Drehsesseln. Hinter den Seitenwänden beobachten die Bootsflüchtlinge sprachlos das Geschehen bei den Gibichungen.
Bei den Rheintöchtern wird das Wasser knapp. Sie leben in einem trockenen Becken und ernähren sich von den Resten aus Plastikwasserflaschen. Die im Hintergrund noch üppige Natur wird durch Plastikmüll entstellt. So ist jetzt die Welt geworden.
Nach Siegfrieds Ermordung wenden sich die Umstehenden von dem Sterbenden ab. Nur Gunter hält treu zu seiner Blutsbrüderschaft trotz des Mordkomplotts.
Der Untergang der Götter wird von den Lebenden auf Handy gefilmt. Mit den Rheintöchtern twittert Brünnhilde ihre Botschaft einer neuen besseren Welt in diese Welt; alle können sie sofort im Hintergrund lesen.

Allen Sängern voran ist Jürgen Müller als Siegfried zu nennen. Sein heller strahlender Tenor kommt mit der Partie bestens zurecht, in allen Lagen kann seine schöne Stimme sich durchsetzen. Dazu seine Spielleidenschaft, die er selbst in den Schatten stellt. Zwei mal traten für ihn Probleme beim Kleidungswechsel auf, die beim Singen dieser großen Partie gelöst werden mußten. Kein Problem für Jürgen Müller: Lederhose noch mal aus, Gürtel richtig drehen und alles wieder an; Hemd aus und Ärmel rausziehen, geht alles auch beim Singen und er wurde noch rechtzeitig fertig zur nächsten Aktion. Als Schuhlöffel durfte Notung herhalten. Dazu seine Personenzeichnung als lustiger, lockerer Held, der nun gar nicht den Ärger mit Brünnhilde versteht. Eine großartige Leistung.

Christiane Libor ist eine Brünnhilde mit leuchtendem, kräftigen Sopran, die auch die hohen Spitzentöne nicht scheuen muß und die auch über eine gesunde, kräftige Mittellage für diese dramatische Partie verfügt. Ihre Spielleidenschaft ist ebenso zu rühmen. Textschwächen zum Schluß und etwas Kraftverlust im Gesang sind wohl sind wohl ihrem großen Bühneneinsatz zuzurechnen.
Jochen Kupfer als Gunter und Katrin Adel als Gutrune agieren auf sehr hohem stimmlichen und darstellerischen Niveau. Es ist ein Vergnügen, Jochen Kupfers Spiel als Gunter zu verfolgen.
Besonders eindrucksvoll war die Szene Alberich und Hagen. Vor dem Vater kauert der Sohn wie ein gehetztes Tier vor Angst. Stefan Stoll als Alberich setzt wieder seine große Bass-Stimme bedrohlich ein, dazu noch seine körperliche Präsenz gegenüber seinen klein wirkenden Sohn. Er schlägt auch mit seinem Hosengürtel auf ihn ein. Während Hagen bei allen anderen Situationen als Herr der Lage und Strippenzieher auftritt, muß er sich vor seinem Vater wimmernd ergeben. Pavel Shmulevich macht das hervorragend. Sein schwarzer großer Bass glüht vor allem in den tiefen Lagen; der Mannenruf betont seine herausragende Leistung.
Aber auch die weiteren Partien sind bestens eingesetzt und bieten auch im Spiel ein spannendes Rollenprofil. Roswitha Christina Müller als Waltraute war einfach sehr gut; ihre volltönende Stimme lies die Partie der warnenden Walküre in Höhe und Tiefe erglühen. Judith Schmidt lies als 1.Norn und Flosshilde wieder ihre wunderschöne Altstimme erklingen. Solgerd Isalv machte aus den undankbaren Partien 'in der Mitte' als 2.Norn und Wellgunde wiederum eine sehr achtbare, präsente Rollengestaltung mit ihrem kräftigen Mezzo-Sopran. Die dritte Norn wird gerne mit einem hochdramatischen Sopran besetzt. Margarita Vilsone, Mitglied des internationalen Opernstudios Nürnberg, setzte ihren hellen Sopran mit Glanz ein. Sie hatte dann einen Akt Zeit, um in die leichtere Partie der Woglinde zu schlüpfen. Im Terzett mit den Kolleginnen gelang ihr das mit strahlendem Sopran vorbildlich.

Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter der Leitung von Marcus Bosch spielt hoch engagiert präzise und klangschön Wagners Partitur. Selbst die sonst üblichen Patzer beim Blech fehlten. Chor und Chorgäste des Staatstheaters sangen unter der Leitung von Tarmo Vaask sauber, klar ohne zu forcieren. Alle boten oft einen Klangrausch.

Für mich diese Ring-Inszenierung von Georg Schmiedleitner unter der musikalischen Leitung Marcus Bosch seit langem die beste Realisierung als Gesamtkunstwerk, die ich sehen konnte. Was da in Nürnberg geboten wird, ist erste Klasse. Den Vergleich zur aktuellen Ring-Deutung in Bayreuth muß man hier nicht fürchten. Noch zwei Mal gibt es den Ring zyklisch in Nürnberg. Ein Muß für alle, die Wagner lieben oder die Wagner kennen lernen wollen.


SIEGFRIED

9.4.2017 | Zur zyklischen Aufführung von Wagners Rings gab es im Nürnberger Opernhaus die Wiederaufnahme-Premiere vom 2.Tag des Geschehens. Da ich in naher Vergangenheit das gleiche Werk auf anderen Bühnen erleben konnte, bleibt es für mich nicht aus, Vergleiche zu ziehen. Schon jetzt ist klar, daß die Nürnberger Produktion eindeutig eine Spitzenposition der aktuellen Ring-Aufführungen einnehmen wird.
Die Inszenierung von Georg Schmiedleitner hat sich nach zwei Jahren erstaunlich frisch gehalten. Inwieweit meine Erinnerung von der Aufführung vor zwei Jahren gelitten hat, weiß ich nicht. Mir fehlte der Joint, den sich Wotan als Aussteiger in Mimes Industriehalle drehte, um diesen sich dann von Alberich klauen zu lassen. Brünnhildes Freude wirkte für mich in einem 'anderen Kostüm?' etwas gedämpfter. Aber ihre Erwachen blieb ein starkes lustiges Element der Inszenierung. Die zwei Jahre sind auch optisch an den Sexknaben des 3.Aktes nicht spurlos vorbeigegangen; vor einer großen Pissoir-Rinne waren die Praktiken der Männer untereinander schnell beendet. In solch einer Gegend treibt sich Wotan als Wanderer herum, um Erda aufzusuchen; auf einer Betonwand hat jemand versucht, das Hoffnungswort Siegmund zu überschreiben.

Wotan als Wanderer ist bei Schmiedleitner ein Aussteiger, der gelassen zusieht. Antonio Yang brillierte wieder auf exzellente Weise. Seine Stimme klingt vom ersten bis letzten Ton ideal schön und kräftig für diese Partie und dazu noch textverständlich. Sein präsentes Spiel ist immer genau am Puls des Geschehens. Einige Neubesetzungen brachten frischen Atem in der erstklassigen Besetzung.
Eine besondere Überraschung war Stefan Stoll, der als Alberich mit großer Stimme und Spiel glänzend aufgelegt war. In allen Lagen konnte er mit seiner vollen Bass-Stimme die notwendige Dämonie erzeugen.
Sein Nibelungen-Bruder war ebenfalls neu positioniert. Hans Kittelmann ist nach dem Rheingold auch hier der Mime. Sein Spieltenor kommt grundsätzlich mit der doch größeren Partie im Siegfried gut zurecht; dazu hilft ihm sein Spieltalent. Selten habe ich einen Mime so differenziert spielen gesehen. Da war er für Regisseur Schmiedleitner und dessen Assistentin Wanda Heinrich ein ideale Besetzung. Allein für die kräftigen Passagen, die vom Siegfried-Mime musikalisch gegen ein groß aufspielendes Orchester neben einem Heldentenor erwartet werden, fand man einen akzeptablen Kompromiss.

Der Titelheld war mit Vincent Wolfsteiner ideal besetzt. Zum dritten Akt lies er sich wegen einer Pollenallergie entschuldigen. Gemerkt hat man nichts. Musikalisch scheint er mit dieser großen Partie keine Probleme zu haben. Man denkt, er gestaltet diese Partie vom Kopf her; Bühnenspiel und Gesangstechnik sind eine Einheit. Er ist für mich der Siegfried der letzten Jahre, der neben einer schönen klaren Heldenstimme dazu noch eindrucksvoll in den lyrischen Passagen textverständlich seine Rolle gestaltet. Er ist immer in der Situation und beim Partner. Und das unterscheidet Vincent Wolfsteiner von seinen anderen Fach-Kollegen, die Bayreuth-Erfahrungen vorweisen können.
Rachael Tovey ist die Brünnhilde. Nürnberg besetzt die Brünnhilde der drei Ring-Abende mit der gleichen Sängerin; das ist auch für die Inszenierung ein schlüssiges Argument. Andere Bühnen lassen aus musikalischen Gründen für die Siegfried-Brünnhilde eine Sängerin agieren, die mit einem hohen Sopran alle Anforderungen der Partie erfüllen kann; aber auch das klappt nicht immer.
Da freut man sich, Rachael Tovey mit ihrem Spieltalent erleben zu können. Mit ihrem voll klingenden Sopran erfreut sie die Zuhörer vor allem in der Mittellage. Sie ist mit ihrem Bühnenpartner Wolfsteiner ein weiterer Höhepunkt des Abends.

Aber da gab es ja im dritten Akt noch die Erda von Judith Schmidt, die mit ihrer voll tönenden Stimme auch alle extremen Stellen dieser Partie makellos zum Glühen brachte.
Ina Yoshikawa ist der Waldvogel mit Luftballons; scheinbar ohne Probleme gelingt es ihr, textverständlich diese schwierige Partie wunderschön mit leicht geführtem Sopran zum Erklingen zu bringen; dieses Erlebnis hatte ich in der letzten Zeit nicht. Zum Finale 'Leuchtende Liebe, lachender Tod' symbolisiert der Waldvogel bereits den nahen Tod.
Nicolai Karnolsky ist ein vollgefressener Fafner, der es sich unter einer eingestürzten Autobahn im fernen Osten, vielleicht Rußland, heimisch gemacht hat; verkommenen Industrie-Rutschen berichten von einer glanzvollen Vergangenheit. Auch durch die Tonverstärkung klingt der sonore Bass von Nicolai Karnolsky noch schön.

Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter der Leitung von Marcus Bosch spielt einen eindrucksvollen, durchsichtigen Wagner-Klang, kräftig, schwungvoll, engagiert, wenn es sein muß oder zurückhaltend bei Bedarf. So wird das Orchester ein idealer Partner zum Bühnengeschehen der Inszenierung. Schöner kann man sich effektives Musiktheater wie hier in Nürnberg nicht vorstellen.

Der Ring des Nibelungen wird in Nürnberg zyklisch aufgeführt. Der Besucher sollte alle vier Werke kennenlernen. Die Inszenierung von Georg Schmiedleitner im Bühnenbild von Stefan Brandtmayr bringt die Vorlage von Richard Wagner in die heutige Zeit und schafft eine Erzählform, deren aktuelle Bilder uns heute beschäftigen. Dazu eine musikalische Realisierung durch Orchester und Sänger, die klangschöner kaum sein kann.
Eine Reise nach Nürnberg ist ein Muß für alle, die Wagner lieben oder kennenlernen wollen.


DIE WALKÜRE

19.1.2017 | In der spannenden Ring-Inszenierung von Georg Schmiedleitner und unter der musikalischen Leitung von Marcus Bosch konnten bei der Wiederaufnahme neben den Sängern, die bereits die Premiere in Nürnberg sangen, einige Neubesetzungen erfreulich punkten. Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielte engagiert souverän.
Antonio Yang ist der Wotan! Seine große helle Stimme beherrscht wunderschön, eindrucksvoll alle Stellen der Partie und dann noch textverständlich. Nie hat man das Gefühl, daß für ihn Probleme auftauchen, auch nicht in der tief geschriebenen Erzählung im zweiten Akt. Selbst im Finale des dritten Aktes gestaltet er musikalisch und szenisch den Göttervater ohne erkennbaren Kraftverlust. Bei ihm muß man wieder der Meinung sein, daß der Wotan mit einem Sänger besetzt sein sollte, der in der Höhe glänzt.
Ihm zur Seite stand wieder die wunderbare Rachael Tovey als Lieblingstochter. Allein ihre Bühnenpräsenz verknüpf mit einer vollen runden Stimme, die vor allem in der Mittellage glänzt, macht sie zu einem weiteren Höhepunkt in dieser Wiederaufnahme-Premiere. Da freut man sich, ihre Brünnhilde in den weiteren Abenden genießen zu können, ebenso wie ihrem Walküren-Vater Wotan.
Roswitha Christina Müller beherrscht mit Stimme und Spiel als Fricka die Szene und bestätigt ihren Eindruck vom Vorabend. Mit Bühnenehemann und Stieftochter wurde ihr Auftritt zur herausragenden Szene im 2.Akt, kämen dann nicht noch die Wälsungen.

Katrin Adel und Tilmann Unger waren für die Wiederaufnahme neu besetzt. Die jungen Sänger konnten bereits im 1.Akt als Sieglinde und Siegmund glänzen.
Katrin Adel hat einen schönen großen hellen Sopran, der auch die tiefen Passagen ausfüllt. Im dritten Akt ist ihre Stimme eine glanzvolle Ergänzung zur Kollegin Tovey; ihre 'hehrsten Wunder' strahlen über das groß aufspielende Orchester.
Tilmann Unger hat einen auch in der Mittellage stark einzusetzenden Tenor, so daß die Erzählung im erste Akt und die Todesverkündigung mit Rachael Tovey ideal gestaltet werden konnte. Dazu hat er keinerlei Probleme mit der Höhe und er hat die Kraft für die Wälse-Rufe. Seine schöne, große Tenorstimme möchte man gerne wieder hören.
Die acht Walküren waren nahezu neu besetzt und konnten in Stimme und Spiel den dritten Akt zu einem weitern Höhepunkt gestalten.

Die Inszenierung von Georg Schmiedleitner knüpft an seine Idee vom Vorabend Rheingold an. Hundings Hütte wurde um die verstümmelte Esche gebaut und wartet noch auf die Fertigstellung. Auf der Bühne von Stefan Brandtmeyer fehlt die Natur und eine große Reifenhalde dominiert den Raum.
Wotan verbirgt sich in einem bunkerähnlichen Saal, wo nur durch Schlitze Licht eindringen kann. Mit einem Speer muß sich Fricka Einlass erzwingen, indem sie eine Betonwand zerstört; nicht nur, um ihren Ehemann frische Wäsche zu bringen, ihre Ehre steht auf dem Spiel. Während Brünnhilde auf einem Holzpferdchen ihre Jubelrufe ertönen läßt, plant Wotan erhöht auf einer fahrbaren Brücke seinen Schlachtplan gegen Alberichs Heer. Brünnhilde schreibt auf einer Wand beider Idee für die Lösung: Siegmund; später ist der Name und somit diese Lösung mit Blut entstellt.
Der Walkürenfelsen wird von einem großen Reklameplakat beherrscht. 'Wir rufen Dich' sagen zwei attraktive Figuren, vielleicht Wotan und Brünnhilde, und suchen so neue Kämpfer gegen Alberichs Streitmacht. Etwas lustig bewegen sich Gitterkäfige mit Kriegern zu Beginn des dritten Aktes nach oben und unten. Später werden Kinder | Jugendliche daraus geborgen. Eine tatkräftige Armee sieht anders aus. Die dann in der Luft schwebenden Käfige komplettieren das kräftige Bild. Eine Leiste mit echtem Feuer schützt Brünnhildes Felsen.
So setzt sich mit eindrucksvollen Bildern und mit einer genauen Personenführung die Erzählung vom Ring des Nibelungen fort, ohne übertrieben aufdringlich moderne Akzente setzen zu müssen; Wagners germanische Vorlage wird in die Jetztzeit geholt. Dazu eine nahezu perfekte musikalische Umsetzung durch Sänger und Orchester. Was will man da mehr? Das Publikum dankte zu Recht mit großem lang anhaltenden Beifall.


DAS RHEINGOLD

12.3.2017 | Die Premiere dieser Inszenierung von Georg Schmiedleitner war im November 2013. Zur zyklischen Aufführung werden nun in der fränkischen Kulturhauptstadt alle vier Werke Richard Wagners wieder aufgenommen. Der strahlende Glanz dieses Bühnenfestspiels in Nürnberg wird mit Sicherheit bis in die benachbarte Wagnerstadt strahlen und darüber hinaus; das kann man nach dem Vorabend schon sagen. Dem in Bayreuth beerdigten Schöpfer wird's freuen.

Beeindruckend war die musikalische Seite dieser Wiederaufnahme unter der Leitung von Marcus Bosch. Lange ist es her, daß ich das Vorspiel so klar strukturiert gehört habe. Er nimmt sich die Zeit, um die Schönheiten der Partitur zu zeigen, ohne sie zu zelebrieren, trumpft in den dramatischen Momenten knallhart auf und übertönt nicht die Sängerstimmen. Neben einem eindrucksvollen Orchesterklang schien es auch die Devise der musikalischen Leitung zu sein, daß alle Sänger vor allem schön singen können und sollen, um nicht ins Charakterisieren zu wechseln. Das war bei allen 14 Beteiligten der Fall. Text und Partie waren verständlich gestaltet und so wurde die Aufführung hörbar ein Genuß.

Einige Sänger können sich neu in ihren Rollen profilieren. Ein grandioses Rollendebüt gibt Mikolaj Zalasinski als Wotan. Hier gereicht es ihm zum Vorteil, daß er zuvor im italienischen Fach zu Hause war. Er hat keine Mühe, mit seiner großen tief fundierten Stimme alle Schattierungen dieser Partie eines Heldenbaritons in allen Lagen zu gestalten; da gab es keine 'heiße Luft' in der Tiefe bei schöner Höhe und dünner Mittellage, wie man es oft hört; in allen Lagen fühlte seine Stimme sich wohl.

Ihm zur Seite erlebt man als Alberich den Wotan-Darsteller der folgenden Abende im Nürnberger Zyklus. Antonio Yang ist mit seinem immer schön klingendem Bariton ein Paradebeispiel dafür, daß man diese Partie einfach nur schön zu singen braucht, um Wotans Gegenspieler so erfolgreich zu gestalten, alles ohne Charakterisierungskunst.
Gleiches gilt für Tilmann Unger, der mit seinem lyrisch klingenden Tenor bestens als Loge zurecht kommt. Er hat eine schöne große Stimme, die sowohl die leichten als auch die heldischen Passagen für den Feuergott einsetzen kann; er wird so zu einer herausragenden Figur.
Levent Bakirci ist der Gott Donner, der mit großem Bariton diese Partie in allen Lagen klangschön präsentiert. Er ist in allen großen Partien im italienischen Fach zu Hause, was auch ihm für diese Wagner-Partie hilft. David Yim ist ein Froh, der seine Tenor-Stimme klar und sicher erstrahlen läßt.

Es spricht für die Opulenz der Besetzung, daß als Fasolt Alexey Birkus eingesetzt ist. Für den Riesen setzt er seine große tiefe Bariton-Stimme ein, die auch in den kantablen hohen Stellen glänzen kann.
Diese Opulenz ergänzt dazu noch sein direkter Partner Nicolai Karnolsky als Bruder Fafner. Er zeigt mit seiner ausgewogenen schön klingenden tiefen Bass-Stimme, daß er auch bei Wagner bestens aufgehoben ist.
Hans Kittelmann als Mime beeindruckt in Stimme und Spiel mit einer enormen Beweglichkeit. Da macht es Freude, seinem sicheren schönen Tenor zuzuhören.

Aber da gibt es ja noch die Göttinnen und Rheintöchter. Die drei Wassernixen sind mit Ina Yoshikawa (Woglinde), Leah Gordon (Wellgunde) und Ksenia Leonidova (Flosshilde) bestens eingesetzt, sowohl in Stimme als auch im Spiel. Ihre Stimmen klingen strahlend, leuchtend und ergeben ein klangvolles Terzett.
Roswitha Christina Müller ist die Wotan-Gattin Fricka mit großem schlankem Mezzo; nicht nur durch körperliche Reize und Schmuck kann sie ihren Gatten beeinflussen, sondern vor allem durch ihren einschmeichelnden Gesang.
Michaela Maria Mayer ist eine lyrische Freia, die auch ihre Angst in den dramatischen Phasen mit ihrem hellen Sopran ohne Fehl und Tadel gestalten kann. Bei ihr versteht man sofort die Begierde der Riesen.
Für Judith Schmid als Erda war es bei solch einem hervorragenden Ensemble schwer, nach zwei Stunden Spieldauer noch einen akustischen Akzent zu setzen. Aber mit ihrer großen, volltönenden Stimme gab es einen weiteren musikalischen Höhepunkt zu vorgerückter Stunde.

Die Inszenierungs-Idee von Georg Schmiedleitner verlegt die Geschichte von vergangener Zeit in die Jetztzeit. Von unberührter Natur ist da keine Rede mehr, die erst durch den Fluch sich verändert. Das Wasser des Rheins wird in Wasserbecken aufbewahrt; trinkbares Wasser gibt es nur in Plastikflaschen. Mengen an Plastikmüll befinden sich überall, im Rhein, auf Wotans luftigen Höhen. Das Naturgrün ist ebenfalls damit übersät. In Nibelheim werden mit dem gewonnen Gold die Wände gestrichen. Die Welt ist schon kaputt und harrt auf Veränderung.
Seien es die Rheinnixen oder die Riesen der Arbeiterzunft, jeder denkt oberflächlich nur an sich und seinen Vorteil. Über allen leben abgehoben die Götter, denen ein essbares Walhall-Modell wichtiger ist, als die aktuellen Ereignisse. Das Gold der Nibelungen wird in Wasserkanistern gehandelt. Sehr genau werden diese Figuren durch das Geschehen geführt und machen so die Aufführung zu einem Genuß. Vieles wird genau erklärt, Lustiges entwickelt; so wenn Loge mit seinem Spazierstock Donner auf nacktem Bauch ein Brandzeichen brennt.
Ich wüßte nicht, daß mir woanders gezeigt wurde, warum Wotan nicht nach Freias Raub durch die Riesen in Lethargie versinkt. Während die anderen Götter zusammensinken, hat Wotan die Kraft, mit Loge durch die Schwefelkluft nach Nibelheim zu schlüpfen. Warum? Loge gibt ihm einen goldenen Apfel zur Lebensverlängerung; denn er hat sich von Freias Kunst nicht abhängig machen können. So wird den Anwesenden sehr viel für Aug und Ohr geboten.

Das Publikum zeigte sich im Nürnberger Opernhaus zu Recht begeistert. Auch ich bin gespannt, wie sich das im Nürnberger Ring des Nibelungen weiter entwickelt.


DIE ITALIENERIN IN ALGIER

21.1.2017 | Da hat sich die Oper Nürnberg mit der Realisation von Rossinis früher Oper eine schwere Aufgabe gestellt. Die Premiere wurde zu Recht ein großer Erfolg.
Laura Scozzi mit ihrem Team bot in ihrer Inszenierung eine moderne Sichtweise der Handlung, die pointiert das Verhältnis zwischen Mann und Frau im Orient mit viel Augenzwinkern und skurrilen Situationen erläutert. Ihr zur Seite waren Tal Shacham, die die Protagonisten mit schönen modernen und orientalischen Kostümen kleidete und Natacha Le Guen de Kerneizon, die ein hell-weißes Bühnenbild mit flexiblen Spielorten schuf. Kostüme und Bühnenbild boten so eine zeitnahe Optik, die das Geschehen um den mächtigen Mustafà verdeutlichte, der seinen Anspruch an das weibliche Geschlecht klar, robust und doch humorvoll unterstrich.
Schlecht für Mustafà, daß er auf die selbstbewußte Isabella stößt, die ihren als Sklaven arbeitenden Lindoro in Algier sucht. Während Mustafàs Ehefrau Elvira kuscht, erkennt Isabella die Situation und setzt alle Mittel und Hebel ein, um mit Lindoro das nordafrikanische Land mit seinen Sitten und Gebräuchen zu verlassen. Sie macht als Batgirl-Domina Mustafá von sich abhängig und so vor der Gesellschaft lachhaft. Ihr Plan gelingt, da sie die anderen überzeugt, mitzumachen.
Die Tänzer Selina Lettenbichler und Pawel Dudus zeigen parallel zur Handlung ein Paar, wie selbstbewußt die Frau mit ihrem Mann umgehen kann; hart setzt diese ihre Reize ein, um den ihr hörigen Mann zu formen. Das verdeutlicht das Geschehen der Haupthandlung und gibt auch den SängerInnen Gelegenheit, sich auf ihre schwierigen Partie zu konzentrieren.
Das weibliche Tanzensemble tut ein übriges, um optische und tänzerische Reize für den Mann zu bieten. Tanja Brunner bot als orientalische Erotiktänzerin dem männlichen Zuschauer alles, was er von solch einer Strip-Show erwartet.

Rossinis Text-Vorlage von Anelli/Mosca war voller spritziger Elemente, die aber von dem Bühnengeschehen ergänzt werden mußte und wurde; seine Musik erhöhte alles mit rasanten Motiven, großen Arien und temporeichen Steigerungen. Da hatte das Inszenierungsteam in Nürnberg den Vorteil, mit jungen Sängerinnen und Sängern zu arbeiten, die ihre Intentionen mit viel Spielfreude und großer Gesangskunst erfüllten.

Die junge Ida Aldrian als Isabella verfügt über einen in allen Lagen ansprechenden Mezzo, der ohne unnötige Kraftanstrengung Arien und Szenen zu einem Genuß macht. Auch der helle Sopran von Ina Yoshikawa als Elvira spricht sicher hörbar in den Ensembles an und ergänzt so das Hörerlebnis.
Bei den männlichen Akteuren fallen in der Nürnberger Besetzung vor allem die tiefen Stimmen ins Gewicht. Marcell Bakonyi ist ein idealer Mustafà; groß und schlank ist die Gestalt des jungen Sängers; eine große Bass-Stimme, die in allen Lagen Wohlklang erklingen läßt, mit einer schönen Höhe und einer satten Tiefe. Er spielt einen Mustafà, für den es selbstverständlich ist, sein Triebleben so auszuleben, wie er es Dank seiner sozialen Situation in der Lage ist.
Taddeo, der Begleiter von Isabella und selbst in sie verliebt, hat dagegen eine Rolle, auf die man den Zuschauer erst mal aufmerksam machen muß, hat er doch keine Arie, wo er sich profilieren kann. Umso höher ist die Leistung von Levent Bakirci zu werten. Er besitzt eine große, in allen Lagen besonders schön ansprechende Baritonstimme mit enormer Ausstrahlung. Musikalisch kann sich Taddeo nur in Duetten und in den Ensembles profilieren; das tut Levent Bakirci mit wohlklingender Stimme. Sein Spiel des etwas hilflosen Onkels, der er für die List von Isabella sein soll, ist ein Musterbeispiel für die gute Personenführung der Regisseurin. Seine Zweifel, ob dableiben oder zurück nach Italien mit den anderen, kommen stark über die Rampe.
Wonyong Kang ist der mafiose Begleiter von Mustafà, der mit einer satten Bass-Stimme glänzen kann. Dieser Rolle hat Rossini eine Arie geschrieben, die Kang -er ist Mitglied des hauseigenen Opernstudios- nutzt, um auf seine schöne Stimme aufmerksam zu machen.
Martin Platz als Lindoro hat es in dieser großen Riege an tiefen Stimmen schwer, sich zu behaupten. Aber auch er findet Gelegenheit, seinen leichten Tenor mit schönem Timbre glanzvoll einzusetzen.

Guido Johannes Rumstadt hat die musikalische Leitung. Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielt präzise einen lockeren, schwungvollen Rossini; die orientalischen Farben beim Schlagwerk fallen hart ins Gehör. Die Sänger auf der Bühne werden im Graben nicht 'zugedeckt'; da nimmt der Dirigent schon mal die Kraft der Musik zurück, wenn es sein muß. Der Herrenchor des Hauses unter der Leitung von Tarmo Vaask singt die Chorpassagen so sauber, daß man mehr davon hören möchte. Eindrucksvoll, wie Rumstadt Rossinis Steigerungen sich entwickeln läßt und auch die einzelnen Instrumentengruppe zum Hören erklingen bringt; selten habe ich so differenziert die Ouvertüre gehört.

Das Publikum zeigte sich begeistert und ich war froh, in Nürnberg diese Premiere miterlebt zu haben.


DIE JÜDIN - La Juive

Nach seiner Pariser Uraufführung 1835 war Fromental Halévys Oper schnell so beliebt, daß diese sich lange auf den Bühnen behaupten konnte. Auch Nürnberg konnte bereits 1840 eine erste Aufführung dieses beliebten Werkes auf seiner Bühne als Erfolg verzeichnen. Von 1905 bis 1930 gab es in der Frankenstadt regelmäßig Aufführungen.
Erst viel später brachte damals der besonders rege Regisseur Jon Dew 'Die Jüdin' in Bielefeld, dann sogleich in Dortmund und danach 1994 in Nürnberg in nahezu gleicher Inszenierung zur Aufführung, wieder in deutscher Sprache.

Eine Renaissance erlebt nun Halévys Meisterwerk zur Zeit wieder auf deutschen Bühnen: vor einigen Tagen in Mannheim, bald in Stuttgart und dann in München. Da ist es nur zu loben, daß am 17.1.2016 auch das Staatstheater Nürnberg 'Die Jüdin', diesmal in französischer Sprache, wieder auf die Bühne brachte; in Kooperation mit der 'Opéra de Nice' wurde das Riesenwerk realisiert. Eine große Choroper mit Paraderollen für Tenor, Sopran und Bass und einer komplizierten Geschichte, die hier nur 'angerissen' wird, um die Spannung auf das Werk nicht ganz zu nehmen. Das von Eugène Scribe verfaßte Libretto erzählt in fünf Akten von zwei fanatisch miteinander kämpfenden Religionsrichtungen, denen der Juden und der Christen. Die Christen haben mit dem Reichsfürsten Léopold die weltliche Macht und unterdrücken die Minderheit der Juden durch Gesetz und Militär brutal. Und da setzt die Dramatik der Handlung auf der Opernbühne an; denn Léopold hat ein inniges Liebesverhältnis mit Rachel, der Tochter des jüdischen Goldschmiedes Eléazar. Komplizierter macht diese Geschichte dann noch, daß Léopold eigentlich die Prinzessin Eudoxie heiraten soll und will und Rachel keine Jüdin ist, was sie nicht weiß.
Eléazars direkter Gegenspieler ist Kardinal Brogni; beide haben unter grausamen Umständen Frau und Kinder in vergangener Zeit in Rom verloren und das knüpft sie noch jetzt erbarmungslos zusammen.
Das alles und viel mehr ist eine Steilvorlage für die Bühne, von der wunderbaren Musik von Fromental Halévy ganz abgesehen. Die Inszenierung von Gabriele Rech zeichnete sich vor allem durch die genaue Zeichnung der intimen Szenen des Stückes aus. Dieter Richter ließ dafür ein schönes praktikables Bühnenbild bauen. Auf Treppen fanden die Massen des Volkes Platz, ohne daß dem Chor große Bewegungen abverlangt wurden. Das stolze Heim des Goldschmieds wird später zum verwüsteten Kerker. In der großen Hinrichtungsszene im Schlußbild verfolgen die Hüter des Gesetztes von einer Galerie das Spektakel, während die Massen hinter Gittern verbleiben. Auf die Statisterie des Staatstheaters war wieder Verlass, wenn es um die präzise Verdeutlichung des Geschehens geht.
Dem Zuschauer ist der religiöse Fanatismus und die Unterdrückung und Tötung Andersgläubiger von der Vergangenheit bis zur heutigen Zeit nichts Unbekanntes. Da hat sich kaum eine Religionsrichtung mit Ruhm in die Annalen der Geschichte eingeprägt.
Einen direkter Verweis auf heute wird in der Nürnberger Neuinszenierung so gut wie vermieden. Brav wirken die 'Charlie-Zitat-Schilder' mit den Aufschriften "Je suis Juif" und "J'ai chouché avec un Juif". Für die religiös-fanatischen Gewalttaten der Jetztzeit scheint es auf der Bühne für eine Geschichte, die die Spaltung der Kirche aus dem 14.Jahrhundert zeigt, sonst kaum vergleichenden Bilder zu geben.
Musikalisch bewegt sich die Aufführung auf allerhöchstem Niveau. Guido Johannes Rumstadt leitete die Staatsphilharmonie Nürnberg und konnte so die fast vergessene Partitur von Fromental Halévy wieder aufblühen lassen, dramatisch und lyrisch mit französischer Schwermut. Die Chöre unter der Leitung von Tarmo Vaask waren dabei ein wohlklingender sicherer Partner.
Alle Partien des Abends sind nicht leicht zu realisieren, benötigen die Sänger doch Leichtigkeit im Gesang, ohne den dramatischen Ausdruck zu vernachlässigen; von extremen Lagen in Höhe und Tiefe gar nicht zu reden. Leah Gordon ist die 'Jüdin' Rachel. Ihr leichter, schön klingender Sopran versteht es, auch die dramatischen Passagen eindrucksvoll zu gestalten. Ihr Spiel einer stolzen Tochter fesselt den Zuschauer und -hörer von Anfang an; eine junge Verliebte, die bis zu ihrem bitteren Ende Mut zeigt. Ebenfalls beeindrucked ist Banu Böke als ihre Gegenspielerin Prinzessin Eudoxie, die mit ihrem mezzo-timbrierten Sopran mehr als nur einen hörbaren Akzent setzen konnte.
Luca Lombardo ist der Jude Eléazar, der diese vielschichtige Rolle bereits für Nizza erarbeitete; er besitzt einen durchschlagkräftigen Charaktertenor, der auch die lyrischen Passagen wohlklingend gestalten konnte. Dagegen hatte es der lyrische Tenor von Uwe Stickert als Reichsfürst Léopold manchmal schwer, unbeschwert mit der großen Rolle des Liebhabers einen Gegenpol zu setzen.
Nicolai Karnolsky singt Kardinal Brogni mit sauber geführten Bass als Gegenspieler zu Eléazar; ihm gelingt es mit kleinen Gesten wieder Ruhe in das Geschehen zu bringen. Ebenso stimmlich und darstellerisch stark präsent waren Jens Waldig als Feldwebel und Kay Stiefermann als Schultheiß der Stadt Konstanz.
Zu erleben ist in Nürnberg ein großartiger Opernabend den es gilt, nicht zu versäumen. Nicht nur um die vielschichtige Geschichte mit vielen Überraschungen zu verfolgen, sondern um eine wunderbares französisches Opernwerk zu genießen.


BENVENUTO CELLINI

12.11.16 | Das war wieder ein außergewöhnliches Vergnügen in der Nürnberger Oper. Intendant Peter Theiler verabschiedet sich von seinem Wirkungskreis im Frankenland mit Inszenierungen der vergangenen Zeit, die besonders auffielen, und bot mit 'Benvenuto Cellini' von Hector Berlioz als Wiederaufnahme einen ersten Höhepunkt in seiner letzten Spielzeit in Nürnberg.
Musikalisch unter der Leitung von Guido Johannes Rumstadt war die Wiederaufnahme mit der Staatsphilharmonie Nürnberg, Chor und Ensemble des Staatstheaters auf höchstem Niveau.

Inszenatorisch ist das Libretto von de Wailly/Barbier schwierig umzusetzen. Aber da gibt es Laura Scozzi mit ihrem Team, die aus der historischen Geschichte um den Florentiner Goldschmied Benvenuto Cellini eine höchst amüsante Bühnenerzählung machen. Daß genau, realistisch und lustig gespielt wird, dafür sorgt das Ensemble, eingestimmt von Laura Scozzi. Im Bühnenbild vom Barbara Limburg und in den Kostümen von Jean Jacques Delmotte wird nicht das historische Italien realistisch dargestellt; mit zeitnahen Attributen wird eine nicht ablenkende moderne Optik hergestellt. Zuerst stehen spieltechnische Hilfen, wie Bett, Tür, Fenster auf Podesten, auf denen im letzten Bild die Kunstobjekte von Cellini Platz haben. Diese werden nach Bedarf weggerollt und machen Platz z.B. für einen funktionellen Raum mit Rolltoren. Karneval wird in einem großen Saal mit zu bewegender Bestuhlung gefeiert; vor der Tür dort muß man an der Kasse Schlange stehen.
Dort haben die Massen Gelegenheit, die manchmal überbordend wirkenden Regieeinfälle zu realisieren. Und die sind nicht ohne, unterstützen die Musik und lassen keine Langeweile aufkommen. Laura Scozzi ist auch Choreographin und ihr Tanzensemble entwickelt furios seine wechselnden Rollen. Chorsolisten und Statisterie komplettieren die rasante Choreographie, die dafür sorgt, daß für Auge und Ohr dem Zuschauer immer Erklärendes mit viel Spaß an der Freude geboten wird.

Und dem Ohr wird auch Dank der Sängersolisten allerbeste Kunst geboten. Hrachuhí Bassénz als Teresa, umworbene Tochter des päpstlichen Schatzmeisters Balducci und Jordanka Milkova als Cellinis Lehrling Ascanio, konnten auf ihre Erfahrungen der Nürnberger Premiere anno 2008 setzen. Bei beiden war es ein Genuß, nicht nur dem Spiel zu folgen; auch musikalisch bot Hrachuhí Bassénz mit ihrer lyrischen Stimme unüberhörbaren Wohlklang. Jordanka Milkova dufte auch in dramatischen Momenten ihren immer angenehm klingenden Mezzo einsetzen.
Alle anderen Hauptrollen waren neu besetzt. Mirko Roschkowski ist die Titelfigur. Er setzt seinen lyrischen Tenor bei engagiertem Spiel immer ansprechend ein. Cellini ist hier ein flippiger junger Bursche, der sein Leben auslebt und Teresa liebt; da organisiert er auch schon mal mit seinem Lehrling die Entführung seiner Geliebten. In allen Lagen wohlklingend, ist er eine Attraktion dieser Aufführung; da macht es auch nichts, wenn bei ihm ein, zwei Mal leichte Intonationsprobleme hörbar wurden.
Jens Waldig ist der päpstliche Schatzmeister. Während die Tochter nur darauf wartet, ihren Vater zu hintergehen um ihr Leben zu leben und mittels Handy zu organisieren, läßt Balducci keine Gelegenheit aus, seinen Wunsch-Schwiegersohn Fieramosca in Position zu bringen. Mit vollem Bass läßt Jens Waldig bei dieser Partie keinen Wunsch offen. Fieramosca, der in päpstlichem Dienst als Bildhauer arbeitet, ist Simon Wallfisch, der mit großer Spiellaune seine Rolle als Gegenspieler zu Cellini ausfüllt. Dazu verfügt er über einen schönen lyrischen Bariton, der besonders in den dramatischen Phasen beeindruckt.
Weiterer Höhepunkt der Aufführung ist der Papst, wenn er spät in das Geschehen um den Guss einer Perseus-Statue eingreift, die er in Auftrag gegeben hat. Für Alexey Birkus ist das nicht nur spielerisch eine Paraderolle. Sein affektierter Papst ist auch hörbar mit seinem oft kräftig auftrumpfenden Bariton ein Genuß.
Natürlich geht die Geschichte gut aus, Cellini bekommt seine Teresa, Vater Balducci wird vom Papst überzeugt. Selbst Fieramosca ist zufrieden, da er an dem Guss der Statue für den Papst produktiv beteiligt ist und diese in letzter Sekunde mit Cellini herstellen kann.

Das Publikum zeigt sich begeistert und jubelt auch Laura Scozzi zu, die vom Ensemble auf die Bühne geholt wird. Da hat man im Staatstheater Nürnberg etwas Außergewöhnliches erlebt und sagt so auch Dank an Peter Theiler.


BORIS GODUNOW

1.10.16 | Kaum eindrucksvoller konnte die Oper des Staatstheaters in Nürnberg seine Spielzeit eröffnen. In der Inszenierung von Peter Konwitschny und unter der musikalischen Leitung von GMD Marcus Bosch stand 'Boris Godunow' von Modest Mussorgski in der Urfassung ohne das Polen-Bild zur Saison-Eröffnung auf dem Spielplan.
Allen Mitwirkenden gelingt eine eindrucksvolle und spannende Realisierung vom Aufstieg und Abstieg des Titelhelden. Konwitschny verzichtet mit seinem Ausstattungsteam auf folkloristische Elemente. Das Volk trägt bunt Gemischtes aus der Jetztzeit, die Bojaren haben schwarze Anzüge, der Staatsapparat hat als Kasperle-Figuren historische Kostüme und der Herrscher erscheint später im goldenen Anzug. So kann das Geschehen von Macht, Intrigen und falschem Spiel um den angeblich noch lebenden Thronfolger Dimitrj immer klar, spannend und unterhaltend vorgeführt werden.

Der Staatsapparat wird als Kasperletheater eingeführt, dessen Bühne den Raum dominiert; die singenden Rollenträger führen ihre Puppenfigur. Das Volk läßt sich scheinbar von ihm beeinflussen, durch Macht und Geschenke. Doch man nimmt mit, was man mitnehmen kann und verhöhnt den Geber insgeheim. Das geht auch dem neuen Zaren Boris Godunow so, der zum Schluß resigniert aufgibt. Seinem Machtimperium, symbolisiert durch ein aufgeblasenes Plastikhaus, geht sprichwörtlich die Luft aus.
Eingeführt als Kasperlefigur -das verkleinerte Kasperletheater steht immer noch im Haus des Herrschers- verläßt Zar Boris Godunow im Hawai-Hemd und mit einem Luftballon die Szene über den Orchestergraben. Er möchte das dargebotene Ränkespiel nicht mehr mitmachen.

Eine Inszenierung kann noch so gut sein, sie muß musikalisch ebenso realisiert werden und da kann das Nürnberger Haus aller bestens auftrumpfen. Nicolai Karnolsky in der Titelrolle singt nobel mit großen Bass; er erreicht die Höhen und Tiefen dieser Partie scheinbar mühelos kantabel und gestaltet seine Figur adäquat.
Viele männliche Rollen dominieren -vor allem die tiefen Stimmen- Stück Handlung und man war immer wieder überrascht, welch hervorragend stimmliches Potential die Nürnberger Oper darbieten kann. Allen voran Alexey Birkus als Pimen, der mit seinem 'nicht vorhandenen Arm' auch darstellerisch starke Akzente setzte. Seine Mitstreiter z.B. Levent Bakirci (Andrej) oder Jens Waldig als Warlaam boten mit ihren schönen tief gelagerten Stimmen ebenso einen Hörgenuß. Dem standen aber Tilman Unger als Grigori, David Yim als Schuiski und Hans Kittelmann (Blödsinniger) in den Tenorpartien in nichts nach.
Die Frauenrollen wurden von Mussorgski in seiner Urfassung etwas 'vernachlässigt'. Solgerd Isalv als Wirtin konnte sich Dank des turbulenten Geschehens mit der karikierenden Puppen-Polizei im Wirtshaus szenisch und musikalisch sehr gut positionieren. Michaela Maria Mayer als Godunows Tochter Xenia und Ida Aldrian als dessen Sohn Fjodor konnten auch musikalisch Glanzpunkte setzen.
Die Staatsphilharmonie Nürnberg bot unter dem Dirigat von Marcus Bosch einen spannenden wohlklingenden Hörgenuß, an dem auch die Chöre unter der Gesamtleitung von Tarmo Vaask ihren Anteil in dieser 'Volksoper' hatten.

So wurden die zwei Stunden ohne Pause in Nürnberg zu einem exzellenten Theatererlebnis. Das Publikum feierte zu Recht alle Mitwirkenden und freut sich schon zu Recht auf weitere Aufführungen in der Frankenmetropole.


DON GIOVANNI

Auch von Bayreuth aus ist Nürnberg immer eine Reise wert. Am 24. Juli 2016 gab es zum Spielzeitende eine sehens- und hörenswerte Aufführung von Mozarts Meisterwerk. Bereits 2013 inszenierte in Nürnberg Georg Schmiedleitner die Geschichte vom 'Frauenhelden', der bereits während der schön musizierten Ouvertüre auf dem Schleier mit Foto vorgestellt wurde. Auch drei Jahre später wirkt die Aufführung immer noch frisch und spannend.
Florian Parbs schuf einen Bühnenraum, der ohne große Bühnebildteile und Requisiten auskommt. Spiegelflächen auf den drei Bühnenseiten ermöglichen spannende Spielräume mit einer großen Tiefe. Bild- und Videosequenzen ergänzen die optischen Reize; so bewegt sich auf einmal das vorher nur gezeigte Bild des Titelhelden.
Die Geschichte wird gradlinig auf den Punkt gerichtet erzählt und wird von den Mitwirkenden einfühlsam umgesetzt. Don Giovanni ist Mikolaj Zalasinski mit einem schönen kräftigen Bariton. Mit seinem schönen, leicht geführten Bariton kann Marcell Bakonyi als Leporello auftrumpfen. Ilker Arcayürek ist Don Ottavio und beeindruckt in Stimme und Spiel; am ihm lag es sicher nicht, daß seine zweite Arie gestrichen wurde.
Eine schöne Überraschung für mich war Leah Gordon als Donna Anna. Ihr klarer Sopran erstrahlte auch in den dramatischen Phasen in der der Höhe und war so die richtige Partnerin zu der etwas tiefer timbrierten Donna Elvira von Hrachuhí Bassénz, die ebenso ein strahlender Lichtpunkt in Stimme und Spiel war.
Alle anderen Rollen waren optimal besetzt. Mir fiel besonders Alexey Birkus mit seinem vollen strahlenden tiefen Bass als Komtur auf. Aber auch Wonyong Kang als Masetto und vor allem Ida Aldrian als Zerlina fügten sich in das homogene Ensemble bestens ein.
Unter der musikalischen Leitung von Volker Hiemeyer spielte die Staatsphilharmonie Nürnberg einen schlanken und doch dramatischen Mozart.


LES INDES GALANTES - Die Galanten Indien

Selten hat man Gelegenheit, ein Werk von Jean-Philippe Rameau (1683-1764) auf der Bühne zu sehen und zu hören. Umso angespannter war meine Erwartung, die Premiere seiner 'Ballett-Oper' am 3. April 2016 im Staatstheater Nürnberg zu erleben, ein Werk, der französischen Barockmusik. Ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Rameau, ein Komponist der Aufklärung, und sein Texter Fuzelier siedeln ihr Thema, das Verhältnis zwischen Mann und Frau in unterschiedlichen Variationen, Situationen und Länder an; sie legten damals schon den Finger in viele Wunden der damaligen Zeit und boten so für das Produktionsteam der heutigen Zeit ein Steilvorlage. Als Koproduktion mit den Theatern in Toulouse und Bordeaux nahm nun Nürnberg diese Vorlage auf und realisierte sie genüßlich mit teilweise bitterbösen kritischen Bildern.
Die Ballett-Oper zeigt im Prolog einen Art 'Garten Eden'. Das freizügige Leben dort wird durch die Göttin des Krieges gestört, die erfolgreich Männer als Soldaten rekrutiert. Die Göttin der Jugend Hébé und Amour ahnen Schlimmes. Sie senden drei 'Amoretten' zur Erde, um dort vier Liebesgeschichten zu beobachten und gegebenenfalls auch dort einzugreifen.

In "Der grosszügige Türke" ähnelt die Geschichte Mozarts 'Entführung', nur - daß hier die von Piraten verschleppte Emilie sich für Osman, den Türken entscheidet, und ihren Freund Valère ziehen läßt, nach Griechenland!!!
In "Die Inkas in Peru" gibt es den religiösen Eiferer Huascar, der um Phani wirbt, die aber einen anderen, Carlos, liebt; Phani will sich und ihr Volk vom Tyrannen Huascar befreien. Während Phani mit Carlos fliehen kann, wählt Huascar den Feuertod.
In "Die Blumen, persisches Fest" geht es oberflächlich um Fatime, die vor Eifersucht vergeht. Sie glaubt, daß ihr Freund Tacmas jetzt Atalide als neue Geliebt hat. Als Mann verkleidet erfährt Fatime im Gespräch mit Atalide, daß ihre Eifersucht grundlos ist; Tacmas findet das aber nicht lustig und feiert mit seinen Freunden.
In "Die Wilden" spielt die Geschichte in einem 'nordamerikanischen Wald' mit Natur pur. Dort buhlen zwei reiche Ausländer nicht nur um Zima, sondern auch um den Wald, den sie in ihren Besitz bringen und ausbeuten möchten. Doch Zima lehnt das Kaufangebot und die Anträge der Männer ab und entscheidet sich für einen anderen Mann und damit für die zu schützende Heimat. Im Epilog kehren die drei Amoretten als Beobachterinnen der vier Geschichten in das Paradies zurück und erfreuen sich mit den Menschen dort ihres Daseins.

Für die Inszenierung und Choreographie war Laura Scozzi verantwortlich. Das was sie mit Sängern und Tänzern umgesetzt hat, war einfach großartig; die Personenführung war präzise und wurde von jedem Einzelnen mit großer Spiellust umgesetzt.
Die Tänzer hatten Dank der Musik einen großen Anteil an dem Bühnengeschehen, vor allem im Prolog. Splitterfasernackt unterstützten diese mit so viel Spielfreude fern von klassischen Tanzposen das Geschehen. Die drei Amoretten sorgten allein durch ihren optischen Anteil an der Bühnenhandlung und durch ihr schelmisches Spiel dafür, daß das Publikum sich prächtig amüsierte und nicht mit Zwischenbeifall sparte.
Die einzelnen Bilder wurden in der Jetztzeit angesiedelt und diese Idee ging ohne Einschränkung und ohne billige Aktualität auf und wurde mit der vorgegebnen Handlung verknüpft.
Im ersten Akt sind es Flüchtlinge, die von der Türkei per Boot nach Griechenland wollen. Im Peru-Akt kommt die Hilfe aus der Luft durch amerikanische Retter. Der dritte Akt wirkt durch seine Deutlichkeit besonders eindrucksvoll, zeigt es doch das Verhältnis des arabischen Mannes zu den Frauen, den Dienenden und den Gespielinnen, die als 'Blumen' mit blonden Perücken für den persischen Mann die Attraktion sind. Im vierten Akt ist das ökologische Thema brisant. Die reichen Ausländer wollen nicht nur eine andere Kultur in dieses Baumparadies bringen, sondern auch durch Abholzung die Natur vernichten.

Die Staatsphilharmonie Nürnberg wurde von Paul Agnew geleitet. Es wurde so zu einem musikalischen Vergnügen und Grundlage für ein großartiges Sängerensemble, an dem besonders der Chor unter der Leitung von Tarmo Vaask Anteil hat. Flott und leicht bringen alle Rameaus Musik präzise zu Gehör; auch der dramatische Impuls der Musik konnte so auf die Bühne übertragen werden.
Von den im Vorfeld angekündigten Einschränkungen durch Indisposition bei zwei Sängern hat man nichts gemerkt. Michaela Maria Mayer und Hrachuhí Bassénz konnten wunderbar die Sopran-Partien gestalten. Besonders die Arie im 3.Akt von Hrachuhi Bassénz war ein Ereignis. Martin Platz konnte mit seinem leichten, ansprechenden Tenor seine Rollen sowohl als Liebhaber als auch als MachoMann musikalisch und darstellerisch gewinnend gestalten; er war immer für den Zuschauer ein 'Hingucker'. Vikrant Subramanian vom internationalen Opernstudio Nürnberg konnte sich mit seiner angenehmen lyrischen Baritonstimme im Laufe des Abends immer mehr steigern. Besonders eindrucksvoll in Stimme und Spiel fiel aber Marcell Bakonyi als Inka-Tyrann Huascar auf, der mit seinem schönen kräftigen Bass kultiviert auftrumpfen konnte; da darf man in Zukunft auf weitere Partien von ihm gespannt sein. Csilla Csövari und Florian Spiess runden das sehr ausgewogene Ensemble, das meist verschiedene Rollen in dieser Rameau-Oper verkörperte, mit ihren Partien so schön ab, daß der Abend auch ein Sängerfest wurde. Alle haben nicht nur schön gesungen, sondern sich auf die Ideen der Regie eingelassen und adäquat ihre Rollen gestaltet; so war es rundum ein Vergnügen, der Handlung auf der Bühne zu folgen.

Auf Laura Scozzi sollte man in Zukunft achten; schade daß ich ihre anderen Inszenierungen in Nürnberg zuvor nicht gesehen habe. Es ist zu erwarten, daß der Nürnberger Hausherr Theiler solch ein Regisseurin auch an seiner neuen Wirkungsstätte an der Elbe arbeiten läßt.

Eine Reise an das Nürnberger Musiktheater ist dringend zu empfehlen.


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