Theatertipps: Theater Magdeburg

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DON GIOVANNI

20.03.2022 | Da hat sich die scheidende Generalintendantin des Magdeburger Theaters noch einen Wunsch erfüllt und Mozarts Don Giovanni auf der Opernbühne des Magdeburger Theaters inszeniert. Erstaunliches sieht und hört man.

Mit genauem Kennerblick einer Frau inszeniert Karen Stone die Figuren der Handlung und sie hat Glück, einen hervorragenden Darsteller des Don Giovanni auf die Bühne zu bringen. Martin-Jan Nijhof hat eine hoch gewachsene, schlanke Figur und ist somit eine Augenweide für jedes weibliche Opfer, das er umgarnt; dazu kommt noch seine große, weiche Baritonstimme, die keine Wünsche an der Mozart-Partie offen läßt. Wie elegant und charmant Don Giovanni als Edelmann mit den Partnerinnen umgeht, ist phänomenal inszeniert und realisiert.

Ihm zur Seite ist sein Diener Leporello ein idealer optisch und musikalischer Gegenpol, der seinem Herrn in jeder Situation zu Diensten sein muß. Zhive Kremshovski verfügt über ein große und wendige Bass-Bariton-Simme, die in allen Lagen keine Probleme kennt; die rasanten Parlando-Stellen sind von ihm nun gar kein Problem - das macht er hervorragend und es ist eine Wonne, ihm dabei zuzusehen und zuzuhören. Die leichte, humorvolle Charakterzeichnung seiner Figur als wendiger Strippenzieher weist ihn als optimalen Partner aus.

Von den Frauenfiguren fällt sofort Marie Fajtová als Donna Anna auf, die mit leicht geführtem Sopran auch die dramatischen Höhen glutvoll erreicht. Emile Renard als Donna Elvira besitzt eine ausdrucksstarke Mittellage, die auch bei den Höhen keine Probleme hat. Hyejin Lee ist eine ansehnlich zerbrechliche Zerlina mit sauber geführten Sopran.

Welche hervorragend dunkle männliche Stimmen in Magdeburg zusätzlich eingesetzt werden können, merkt man beim Darsteller des Masetto, den Juan Marcos Martinez Mijares agil mit großem, sehr schönen Bass gestaltet. Kein Wunder, Don Giovanni hat er auch im Repertoire und schon gespielt. Johannes Stermann als Komtur hatte vor allem im Finale Gelegenheit, seine voll klingende Bass-Stimme eindrucksvoll, bedrohlich zur Geltung zu bringen.

Es gibt aber noch von einem exzellenten Tenor zu berichten. Manuel Günther gestaltet Don Ottavio mit klarem, schön klingenden Tenor, der auch in der Höhe keine Probleme kennt, die er scheinbar leicht erreicht. Allein schon der Knickerboxer-Anzug vom Kostümbildner Ulrich Schulz macht ihn zu einem Verlierer.

Ulrich Schulz baute für die Inszenierung eine Drehscheibenbühne mit unterschiedlich hohen Spielflächen, auf der eine zweite Scheibe durch verschieben immer wieder neue Sichtweisen ermöglicht. Dieser sehr neutral gehaltene Raum, nur durch Licht und Projektionen ergänzt, könnte bestens auch für Wagners Ring herhalten. Die Kostüme von Ulrich Schulz zeigten dafür mehr Farbe und Phantasie.

Die Regie von Karen Stone hatte so Gelegenheit, den Blick auf die Handelnden zu lenken, was ihr geschickt gelang und von Detailkenntnis zeugte. Svetoslav Borisov leitete souverän die Magdeburgische Philharmonie, die klangvoll und durchsichtig aufspielte. Selten habe ich es erlebt, daß ein Giovanni-Abend immer spannend blieb.

Aber warum muß eine Vorstellung des Don Giovanni im Theater erst um 19h30 beginnen. Da weiß man doch, wie lange das dauert. Das Publikum bedankte sich mit kräftig, anhaltendem Applaus. Auf dem Weg zur Garderobe hörte man um 23h00 sorgenvolle Töne, ob man denn noch rechtzeitig ein Verkehrsmittel für den Heimweg erreicht.


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